Künstliche Landgewinnung wird an der Küste seit Jahrhunderten betrieben, Pläne, das neu aufgeschüttetes Land zur Touristengewinnung einzusetzen, kennt man jedoch eher aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nichtsdestotrotz will ein Bauunternehmer jetzt Helgoland mit dem davor gelegnen Inselteil Düne wiedervereinen. Das Eiland war bei einer Sturmflut 1720 von der Hauptinsel getrennt wurden. Der dadurch geschaffene Platz soll für den Bau weiterer Hotels, Liegeplätze für Kreuzfahrtschiffe, einen Golfplatz sowie die Verlängerung der Flugzeuglandebahn dienen.
Was sich zunächst wie ein größenwahnsinniger Plan anhört, ist laut einer Studie der Technischen Universität Harburg durchaus realistisch. Auf diese stützt sich Arne Weber, Chef der Baufirma HC, und selber familiär mit der Insel verbunden. Rund 80 Millionen Euro würde das Projekt kosten, das in ein bis zwei Jahren zu verwirklichen wäre. Die Einschätzungen der Helgoländer zu dem Vorhaben tendieren von skeptisch bis optimistisch, schließen die Möglichkeit jedoch nicht aus. „Es ist eine Vision, die wir diskutieren. Von vorneherein vom Tisch wischen möchte ich das nicht“, wird Helgolands Bürgermeister Frank Botter bei spiegel-online zitiert.
Fest steht, das Helgoland einen neuen Impuls für seinen Fremdenverkehr braucht. Seit Jahren bemüht man sich auf der Insel, den Besucherrückgang zu stoppen, investierte unter anderem Millionen in ein neues Schwimmbad. Doch die Gäste blieben weiterhin aus. 2007 wurden nur 330 000 Besucher auf der Insel gezählt, rund ein Viertel weniger als im Vorjahr. Eine Erweiterung des Flughafens käme da gerade recht. Bis jetzt können nur kleine Maschinen auf Helgoland landen, der größte Teil der Besucher ist auf eine lange Fährfahrt angewiesen. Im vergangenen Jahr musste jedoch an 130 Tagen die Seeverbindung aufgrund schlechten Wetters gestrichen werden. Einmal auf der Insel angekommen, muss der Besucher wiederum auf ein Boot umsteigen, um zum beliebten Badestrand auf der vorgelagerten Düne zu gelangen.
All diese Probleme würden mit der Vergrößerung Helgolands um die Verbindungsstelle hinfällig. Auch könnte ein Gezeitenkraftwerk hinzu gebaut werden, das die Insel unabhängig vom Öl machen würde. Umweltschützer haben jedoch ihre Zweifel an dem Großprojekt. Ein Biologe von Greenpeace befürchtet einen hohen Aufwand für den Erhalt der neuen Küstenlinie und erinnert an die jährlichen Landverluste Sylts. Zudem sieht der Naturschutz-Verein Jordsand die größte Kegelrobbenkolonie, die auf der Insel beheimatet ist, in Gefahr. Und auch der Sprecher des Umweltministeriums Schleswig-Holsteins Christian Seyfert räumt ein: „Wie (…) die Strömungswelt beeinflusst wird, das lässt sich aus der Hüfte heraus nicht sagen.“
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