Fortsetzung: Reisereportage Jordanien
Der nächste Tag beginnt biblisch. Wir fahren zum Berg Nebo, wo der Toten- und Bestattungsort des Propheten Moses vermutet wird. Durch frühe byzantinische Christen war an dieser Stelle eine kleine quadratische Kirche erbaut und später erweitert worden. Über sechzig Jahre Ausgrabungen brachten eine Basilika und eine große Anzahl von Klostergebäuden hervor. Von einer Terrasse genießen wir den atemberaubenden Blick über das Jordantal und das Tote Meer bis zu den Dachspitzen Jerusalems und Bethlehems. Nur wenige Minuten entfernt befindet sich die Mosaikenstadt Madaba. Die Hauptattraktion von Madaba liegt den Touristen in einer heute griechisch-orthodoxen Kirche der St. Georgskirche sozusagen zu Füßen. Auf dem Kirchenboden befindet sich eine aus zwei Millionen farbigen Mosaiksteinchen gefertigte Palästina¬-Landkarte aus dem 6. Jahrhundert.
Aktiv geht’s weiter durch das Haschemitische Königreich. Früh morgens starten wir zu einer mehrstündigen Wandertour durch das Wadi Mujib. Wir treffen unseren Reiseleiter an den heißen Quellen von Hammamat Ma’in. An die 60 heiße Quellen sprudeln aus der Tiefe des Gesteins und stürzen sich in bis zu 45 Meter hohen Kaskaden ins Tal. Rund vier Stunden folgen wir unserem Reiseführer durch beeindruckende Felsmassive und teilweise oberschenkeltiefes warmes Wasser bis zum Toten Meer. Hier und da wundert sich ein Esel über nasse Touristen, die hängend in Strickleitern und an Seilen schwingend den Canyon bezwingen. Müde aber sehr glücklich erreichen wir unser Auto und treten die Weiterfahrt zum nächsten Abenteuer an.Gegen frühen Abend erreichen wir Wadi Musa. Schon der Ausblick aus dem Hotelfenster ist viel versprechend. Wir blicken auf die von der untergehenden Sonne in warmen Rottönen angestrahlten Felsen und schlafen ent- und gespannt der Erkundung der Felsenstadt Petra am nächsten Tag entgegen. Die als ?achte Weltwunder“ bezeichnete rosarote Stadt erreichen wir durch einen 1,5 km langen Sik – eine natürliche, durch Erdbeben entstandene Felsspalte. Am Ende des schmalen Durchganges bietet sich uns das wohl bekannteste und meist fotografierte Motiv der Stadt: das Schatzhaus. Mit den imposanten Maßen von 40 Metern Höhe und 25 Metern Breite und einer reich verzierten Fassade wird es zu Recht als das schönste Königsgrab der Stadt bezeichnet. Viele Gräber und Fotos später und nach insgesamt 860 Stufen stehen wir bei strahlend blauem Himmel und sommerlich heißen Temperaturen vor dem Kloster Ed Deir. Bei so viel Schönheit nehmen wir auch gerne das erneute Aufbegehren des Muskelkaters in Kauf. Den Rückzug aus Petra gegen Abend treten wir aber doch auf dem bequemen Kamelrücken an.Nur 1 ,5 Stunden Autofahrt von Petra trennen uns vom Abenteuer Wüste. Wir erreichen unser Übernachtungscamp mitten in der Wüste. Ein bisschen komisch sehen wir wohl schon aus, als wir unsere Hartschalenkoffer durch den Sand ins Beduinenzelt schleppen. Der Beduinenhotelier führt uns in gemütlich hergerichtete Zweimannzelte mit echten Feldbetten und Nachttischlampen in Form von Kerzen in braunen – mit Sand gefüllten – Papiertüten. Schon jetzt sind wir gespannt, wie das erleuchtete Camp wohl am Abend aussehen wird. Bevor wir das allerdings herausfinden können, erkunden wir per Jeep das von T.H. Lawrence als ?unermesslich, vom Echo widerhallend und göttlich“ beschriebene Wadi Rum. Immer wieder neue rot und braun beleuchtete Felsmassive und gigantische Sanddünen strahlen um die Wette mit dem blauen Himmel und der erbarmungslosen Sonne. Nach einem Mansaf, vielen Beduinenkaffees und einer Nargileh genießen wir schweigend bei Lautenmusik den Sternenhimmel und geben es irgendwann auf, nach einer passenden Beschreibung für dieses Spektakel zu suchen.Erneut erwartet uns am nächsten Tag ein Kontrastprogramm. Aqaba -Jordaniens Fenster zum Meer. Nur eine Stunde mit dem Auto, und das Rote Meer liegt mit seiner beeindruckenden Unterwasserwelt vor uns. Aqabas Riffe sind gesund, gedeihen prächtig und mit einer Vielzahl von Korallen und Fischen geschmückt. Das geben sogar die Wasserscheuen unter uns zu. Ausgestattet mit Flossen, Schnorchel und Taucherbrille paddeln nämlich auch diese munter durch das glasklare Wasser. Wer es etwas fauler mag, bucht eine Fahrt mit dem Glasbodenboot oder gönnt sich einen kühlen Drink am Hafen und beobachtet das bunte Treiben. Aqaba ist eine Freihandelszone; so macht es Sinn, hier auf Souvenirjagd für die Lieben zu Hause zu gehen. Und eines ist uns jetzt schon klar. Auch das sorgsam ausgesuchteste Souvenir wird die Eindrücke und Bilder in unseren Köpfen niemals übertreffen können.
Zu Jordanien:
Weitere Informationen über das Reiseland Jordanien finden Sie hier oder beim Informationsbüro Jordanien, Weserstraße 4, 60329 Frankfurt, Tel.: 069/92 31 88 41170, www.visitjordan.com.
