Kairouan

Kairouan liegt ca. 50 Kilometer landeinwärts von Sousse und wurde 670 n. Chr. von einem Anhänger des Propheten Mohammed gegründet. Sie ist die bedeutendste islamische Stadt Nordafrikas und nach Mekka, Medina und Jerusalem die viertheiligste Stadt des Islam überhaupt. Mit ihren herrlichen Moscheen ist sie religiöser Mittelpunkt Tunesiens. Unter Moslems heißt es, dass sieben Besuche in Kairouan einer Fahrt nach Mekka gleichkommen. Entsprechend ist die Stadt eine viel besuchte Pilgerstätte. Unter die frommen Pilger mischen sich heute zahllose "Ungläubige", die in Kairouan einfach nur Urlaub machen wollen. Von Kairouan ging die Eroberung Spaniens durch Tarak Ibn Ziad aus. Sie war ursprünglich die Hauptstadt Tunesiens, verlor aber im 11. Jh. ihre führende Rolle und Tunis wurde Hauptstadt.

Kairouan fasziniert unter anderem durch seine große Anzahl von Moscheen. Die größte ist die Sidi-Oqba-Moschee (Große Moschee), die auch gleichzeitig die wichtigste Moschee ganz Tunesiens ist. Sie wurde im 8. Jh. erbaut und besitzt das für Tunesien typische viereckige Minarett. Die Große Moschee gilt als Glanzstück arabischer Baukunst. Die durch Streben verstärkten Außenmauern geben ihr ein festungsähnliches Antlitz. Man kann den Innenhof mit seinen umlaufenden Arkaden und kunstvoll geschnitzten Holztoren betreten und einen Blick in den Betsaal mit seinen über 400 Säulen, Keramiken, alten Teppichen und Deckenleuchten werfen. Der Gebetsraum wird von einem mehrfarbigen »Säulenwald« aus römischer, byzantinischer und arabischer Zeit getragen. Die 5 m hohe, kunstvoll geschnitzte Holzkanzel stammt aus dem 9. Jahrhundert, wie auch das Minarett mit 128 Stufen. Der eindrucksvolle Innenhof, der 200.000 Menschen fassen soll und auch Nichtmuslimen zugänglich ist, dient als Trichter für Regenwasser. Durch einen Abfluss in der Mitte wird das Wasser in unterirdische Zisternen geleitet, wo es für lange Trockenperioden gesammelt wird. Sehenswert sind in diesem Zusammenhang die Bassins des Aghlabides, zwei kreisrunde  Wasserspeicher aus dem Jahre 862 n. Chr., die einst die Trinkwasserversorgung der Stadt sicherten.

Weitere wichtige Moscheen Kairouans sind z. B. die "Moschee der drei Türen" (Moschee Thletha Bibane), die "Säbelmoschee" (Zaouia Sidi Amor Abbada) oder die "Barbiermoschee" (Mausolee Abou Zommaa el Balaoui).

Kairouan besitzt eine lebhafte Medina, die von einer über 3 Kilometer langen Stadtmauer umgeben wird. Hier findet man die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Neben den vielen Moscheen beeindruckt besonders die Vielfalt der Hausfassaden mit den unterschiedlichen Formen und Farben der Türeinfassungen in den verwinkelten Gassen der Altstadt.

Bedeutend für Kairouan ist die Herstellung von orientalischen Web- und Knüpfteppichen (Zerbiya, Aloucha, Mergoum).  Nicht versäumen sollte man daher bei einem Spaziergang durch die Medina einen Besuch der vielen Souks Kairouans, in denen diese Kunstwerke angeboten werden.