Anuradhapura

Nicht weniger als 119 Herrscher in 13 Jahrhunderten diente Anuradhapura als Residenzstadt. Die heutige Metropole der Nördlichen Zentralprovinz ist eine der ältesten und sehenswertesten Städte Sri Lankas und gliedert sich in zwei Teile: das moderne, im 20. Jahrhundert entstandene Stadtgebiet mit 56 000 Einwohnern und das Ruinenfeld, das von der UNESCO 1980 in das Weltkulturerbe der Menschheit aufgenommen wurde. Auf letzterem findet man die Überreste unzähliger Paläste und Tempel. Es ist zudem ein wichtiger internationaler Pilgerort, da sich auf dem archäologischen Gelände der älteste Baum der Welt befindet, der laut Überlieferung ein direkter Nachfahr der Pappel-Feige ist, unter der Buddha seine Erleuchtung erlangt hat.

Als der britische Archäologe 1820 zu einer Expedition in den Norden Sri Lankas aufbrach, lockten ihn die Gerüchte von einer sagenhaften Ruinenstadt im Dschungel. Tatsächlich stieß der Altertumsforscher auf die ehemalige Residenzstadt Anuradhapura, die zwischen den Urwaldriesen in einen Dornröschenschlaf versunken war. Seit 1890 dauern die Ausgrabungen an dem mehreren Quadratkilometer großen Feld an, von denen wir ihnen hier einige Hauptattraktionen vorstellen möchten.

Ein Schlüssel zu den Ausgrabungen von Anuradhapura ist das Archäologische Museum des Ortes. Neben den Modellen einiger Tempel in ihrer ursprünglichen Erscheinungsform, werden zahlreiche kostbare Statuen, Skulpturen, Fresken und Steininschriften hier aufbewahrt. Im Obergeschoss werden kunsthandwerkliche Gegenstände aus Elfenbein und Porzellan präsentiert.

Nur eine kurze Wegstrecke vom Archäologischen Museum entfernt, befindet sich die große Pilgerstätte Anuradhapuras. Täglich statten Buddhisten aus aller Welt dem wohl ältesten Baum derselben auf ihren Wallfahrten einen Besuch ab und ehren ihn mit Opfergaben und Räucherstäbchen. Laut Überlieferung handelt es sich um einen direkten Nachfahren des Baumes, unter dem Buddha seine Erleuchtung erlangte. Eine Schwester des Mönches Mahinda soll den Zweig der Pappel-Feige anno 230 v. Chr nach Sri Lanka gebracht werden. Die wahre Größe des Baumes, der ob seines Alters abgestützt werden muss, wird von der schützenden Mauer, die ihn umgibt fast verborgen. Betreten kann man die Umzäunung durch ein, mit buddhistischen-hinduistischen Relieffiguren, geziertes Eingangstor.

1600 Säulen, die in Reihen zu je 40 aufgestellt sind, machen die Ruinen des Bronzepalastes zu den wohl eindrucksvollsten Anuradhapuras. Sie trugen das wohl neunstöckige, mit Metall verkleidete Gebäude, das vermutlich mehr als 1000 Zimmer für Mönche beherbergte. Seine Ursprünge gehen auf König Duttha Gamani (161 bis 137 v. Chr.) zurück, der Bronzepalast wurde in den folgenden Jahrhunderten jedoch mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Neben edlen Metallen sollen auch Edelsteine und Bergkristalle das Äußere des prunkvollen Palastes geziert haben.

Eine weitere, durch ihre Schönheit beeindruckende Sehenswürdigkeit ist der Mondstein am Queen’s Pavillon. Mondsteine sind halbkreisförmige Zugänge vor Tempeln, die den Übergang von der materiellen in die sinnliche Welt symbolisieren. Das Exemplar in Anuradhapura gilt als das schönste Sri Lankas, wurde aufgrund mehrfacher Beschädigung jedoch mit einem Gitter vor weiterer Zerstörung geschützt. Vom Queens Pavillon, der im 3. Jahrhundert erbaut wurde, sind jedoch nur noch einige Steinpfeiler erhalten geblieben.

Am Ufer des Tissa Wewa liegt das Felsenkloster Isurumuniya Vihara, das weltberühmt  für seine einzigartigen Reliefs ist. Die malerische heilige Stätte zeigt an einem Stein hinter seiner Badeanlage die plastische Darstellung mehrerer Elefanten. Noch berühmter als dieses Kunstwerk ist jedoch das Relief „Der Liebenden“ aus dem 5. bis 6. Jahrhundert. Das Bild, das einen Krieger und seine Frau in inniger Zuwendung zeigt, ist in einem kleinen Museum neben dem Kloster untergebracht.

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