Kandy
Die ganze Schönheit Sri Lankas konzentriert sich in der alten Residenzstadt Kandy, das malerisch an einem künstlichen See liegt. Von hier aus, dem Königreich in den Bergen", was Kandy in seiner Langform bedeutet, regierte der letzte singhalesische König das Land. Zudem ist das geistige und religiöse Zentrum im Hochland die Heimstatt eines der wichtigsten Pilgerziele Sri Lankas: dem Zahntempel, dessen kostbarste Reliquie ein Backenzahn Buddhas ist.
Lange Zeit konnten sich die Könige von Kandy gegenüber den Kolonialherren behaupten, was die Vorreiterrolle der Stadt als Hüterin von Kultur und Tradition weiter bestärkte und es schließlich 1988 zum Weltkulturerbe der UNESCO werden ließ. Ein Vermächtnis des letzten singhalesischen Herrschers, ist der Kiri Muhunda See mitten im Zentrum, der einst als einfacher Teich für die als heilig geltenden Wasserschildkröten angelegt wurde. Heute ist er ein beliebter Tummelplatz der Einheimischen und ihrer Besucher, der mit Booten erkundet werden kann. Unmittelbar am See befindet sich auch der Eingang zum Tempelbezirk. In einstigen Pavillon der königlichen Familie ist die Touristeninformation untergebracht.
Die größte Sehenswürdigkeit des Bezirks und von ganz Kandy ist natürlich der Zahntempel, in dem laut Überlieferung ein Backenzahn Buddhas aufbewahrt wird. Der Zahn soll sich in den verbrannten Überresten des Erleuchteten befunden haben. Als der Buddhismus in Indien zunehmend verdrängt wurde, rettete eine Glaubensanhängerin die Reliquie und beförderte sie, versteckt in ihren Haaren nach Sri Lanka. Hier stand er unter dem besonderen Schutz der Könige, die ihre Herrschaft durch den Besitz des Zahns legitimierten und wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach seinen Standort, bis er im 16. Jahrhundert unter Vimela Dharma schließlich in Kandy landete.
Die gesamte Tempelanlage liegt auf dem Gebiet des ehemaligen Palastbezirkes und wird von einem Wassergraben umgeben. Seine heutige Form mit großem Eingangspavillon und kunstvoll gezierten Außenmauern erhielt der Tempel 1803 unter dem letzten König Kandys. Der Hauptkomplex, in dem mehrere Schreine untergebracht sind, gliedert sich in drei Etagen, von denen die letzte den Goldenen Schrein mit dem Backenzahn Buddhas beherbergt. Besonders groß ist der Andrang der Pilger während der zehn Nächte vorm ersten Vollmond im August, anlässlich der Esala Perahera, dem größten religiösen fest von Kandy.
Nach der Besichtigung des Heiligtums sollte man sich unbedingt in die Innenstadt Kandys begeben. Das Zentrum der 110 000 Einwohner zählenden Metropole ist dicht gedrängt mit atmosphärischen Lokalen und Geschäften aller Art. In viktorianischem Charme erstrahlen die historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Mehrere Kirchen, hinduistische Tempel und zwei Moscheen beweisen, dass das Zusammenleben mehrerer Religionen in Kandy seit Jahrhunderten auf beste Weise funktioniert. Auch der bunten und lebhaften Markthalle, in der Früchte aller Art verkauft werden, sollte man einen Besuch abstatten.
Über die geschichtlichen Hintergründe Kandys informieren das Archäologische Museum und das Nationalmuseum, die beide in den Resten des ehemaligen Königspalastes untergebracht sind. Neben Schmuck, Textilien und Waffen wird als eines der wertvollsten Stücke die goldenen Krone Königs Raja Sinha II. gezeigt.