In fünf Tagen ist es wieder soweit: rund sechs Millionen Menschen, darunter auch zahllose Gäste aus dem Ausland, v. a. aus Italien, Australien, Japan oder den USA, strömen auf die Münchener Theresienwiese im Westen der Stadt. Hier, auf dem Oktoberfest, wird vom 22.9. bis zum 7.10. mit Bier, Brezeln und Brathendl zünftig gefeiert.
Die Idee für das Oktoberfest stammte von einem bürgerlichen Unteroffizier, der die Heirat von Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Hildburghausen mit einem großen Pferderennen zu feiern vorschlug. König Max I. Joseph von Bayern war begeistert, so dass am 17.10.1810 das erste Pferderennen und somit der Vorläufer des Oktoberfestes auf der nach der Braut benannten, 42 Hektar großen Theresienwiese, die zu damaliger Zeit noch am Stadtrand lag, stattfinden konnte. Im nächsten Jahr gab es keine Diskussion mehr – das Fest sollte weiterhin veranstaltet werden, zuerst privat und ab 1819 von den Münchener Stadtvätern finanziert und organisiert.
Natürlich gab es auch 1810 schon etwas zu trinken – aber nicht auf der Theresienwiese, sondern etwas entfernt auf der Sendlinger Anhöhe. Heute brauen die Münchener Brauereien für die Besucherscharen ein besonderes Bier, welches mehr Stammwürze und somit einen höheren Alkoholgehalt aufweist. In nur 1,5 Sekunden füllt ein geübter Schankkellner einen Maßkrug. Insgesamt rund 60.000 Hektoliter Gerstensaft werden alljährlich an die durstigen Besucher ausgeschenkt, so dass sich der übermäßige Alkoholkonsum der Gäste inzwischen als großes Problem erweist. Um eine Ballermann-Atmosphäre zu vermeiden, wurde das Konzept der „Ruhigen Wiesn“ eingeführt: nachmittags darf nur traditionelle Blasmusik in einer Lautstärke bis 85 dB gespielt werden, bevor ab 18 Uhr auch Schlager und Popmusik aufgelegt wird. Der diesjährige Wiesn-Hit soll einer Umfrage von elCUBAN zufolge überraschenderweise „54, 74, 90, 2010″ von den Sportfreunden Stiller werden.
Als Höhepunkte des Oktoberfestes gelten auch in diesem Jahr der Einzug der Wiesnwirte am 22.9. um 10:45 Uhr als offizieller Auftakt der Dauerparty, der anschließende Bierfassanstich um 12 Uhr im Schottenhamel-Zelt durch den amtierenden Oberbürgermeister sowie der sieben Kilometer lange, historische Trachtenumzug am 23.9. ab 10 Uhr, an welchem etwa 9.000 Menschen teilnehmen. Der Trend zur Tracht hat sich auf den Wiesn inzwischen durchgesetzt – immer mehr Besucher kommen in Lederhosen und Dirndl.
Zu den besonderen Attraktionen zählt auch der Flohzirkus, der seit 1948 mit einem Team von 60 Flöhen, welche kleine Kunststücke aufführen, die Zuschauer begeistert.
Für das größte Volksfest der Welt jetzt noch einen Tisch in einer der riesigen Bierhallen zu reservieren, ist vollkommen aussichtslos. Pro Festzelt mussten bisher mehr als 10.000 Absagen erteilt werden, denn die meisten Zelte sind schon seit Monaten ausgebucht. Auf den Wiesn-Besuch verzichten muss deshalb natürlich keiner: wer zuerst kommt, mahlt zuerst, denn die Plätze in den Mittelschiffen der Festzelte dürfen nicht reserviert werden. Und wenn Sie einmal dort sind, vergessen Sie nicht, ihren Lieben daheim einen Brief zu schicken – der Sonderstempel der Post, mit dem Briefe, die in einem Briefkasten auf dem Festgelände landen, versehen werden, gilt als begehrtes Sammlerstück.
Nachtrag: Ein Vergleich der ECA International zwischen den Bierpreisen der Besuchernationen macht deutlich, dass z. B. die Australier und Südafrikaner für eine Maß auf dem Oktoberfest tiefer in die Tasche greifen müssen als zu Hause, während Franzosen und Berliner, ebenso wie Italiener und Japaner, in München vergleichsweise günstig wegkommen. Auch die Schweizer sparen beim Bierkonsum auf d‘ Wiesn. In diesem Jahr liegt der Durchschnittspreis für eine Maß Bier bei 7,85 Euro.