Halloween ist nicht mehr fern, aber Derby will sich bis zur Geisterstunde nicht mehr so lange gedulden. Die mittelenglische Stadt ist das neue, selbsternannte „Toten-Zentrum“ des Landes – auch wenn laut den Engländern die Geisterdichte auf der Insel höher als sonst irgendwo ist und York den bisherigen Spukrekord aufstellte. Im Zentrum der Gruselgeschichten steht das „Derby Gaol“, der Kerker der Stadt. Das Gefängnis mit seinen zwei Zellen, derjenigen für die zum Tode verurteilten Verbrecher und derjenigen für Schuldner, verfügt noch immer über die Originaltüren, welche von den unglücklichen Insassen in ihrer Hoffnungslosigkeit beschrieben wurden. Hier finden sich Namen, Daten und in das Holz eingeritzte Markierungen, die anzeigen, wie viele Tage dem Häftling bis zur Exekution noch bleiben. Der 25-jährige Lacy Powell, der wegen eines Raubüberfalls im Jahr 1801 zum Tode verurteilt wurde, schrieb z. B.: „In the dark cells of Derby Gaol, bound with chains, and expecting death for thus grossly violating the laws of my country, I was brought to serious reflection.“
Jedoch nicht nur die Kritzeleien der verzweifelten Verurteilten lehren den Besucher das Fürchten, sondern die laut den Einwohnern Derbys unzähligen, beinahe täglichen Geistererscheinungen. Die hat sich der Fernsehmoderator Richard Felix zunutze gemacht – kurzerhand kaufte er das Gruselkabinett und vermarktet es nach einer Umgestaltung nun konsequent. Heute kommen Gespensterjäger, Forscher und Neugierige zum Tête-à-Tête mit Geistern. Man kann z. B. an geführten Touren mit Einheimischen, Workshops mit paranormalen Themen, dem City Centre Walk oder dem Friar Gate Walk teilnehmen.