Der in der Vergangenheit wegen seiner undurchsichtigen und wechselhaften Unternehmensstrategie und eines sich deutlich unterdurchschnittlich entwickelnden Aktienkurses immer wieder von Investorenseite kritisierte TUI Vorstandschef Michael Frenzel ist erneut heftig in Bedrängnis geraten. Der amerikanische Finanzinvestor Guy Wyser-Pratte, der in der Vergangenheit bereits mehrere Vorstandschef zu Fall gebracht hat, hat sich für etwa 40 Millionen Euro ein Prozent der TUI-Aktien gesichert.
Grundsätzlich sollte eine solche Minderheitsbeteiligung eines einzelnen Investors die Führungsspitze eines Konzerns nicht besonders beunruhigen. Bei einem Investor wie Guy Wyser-Pratte, der zudem Michael Frenzel auch noch öffentlich den Kampf angesagt hat, sieht das allerdings etwas anders aus. Wyser-Pratte könnte als so etwas wie der Schreck deutscher Vorstände bezeichnet werden, denn wenn er ein Unternehmen ins Visier genommen hat, geht er immer nach der gleichen Strategie vor. Zunächst beteiligt er sich mit einem eher geringen Aktienpaket an dem Unternehmen, um danach die Arbeit des Vorstands massiv in der Öffentlichkeit zu kritisieren, in der Regel die Absetzung des Vorstands zu fordern und seine eigene Strategie für das Unternehmen durchzusetzen. Hierfür sucht er sich nach seinem Einstieg Verbündete auf der Investoren- und Aufsichtsratseite, um den Druck auf die Konzernspitze weiter zu erhöhen. Gerade bei Unternehmen, deren Strategie bei Finanzinvestoren uneinheitlich beurteilt wird, scheint dieses Ziel durchaus durchsetzbar zu sein, wie seine Erfolge bei den Unternehmen Vossloh oder Rheinmetall zeigen. Mit der TUI hat Wyser-Pratte jetzt das erste Mal einen DAX-Konzern ins Visier genommen.
Inwieweit Wyser-Pratte mit seinem Vorhaben bei der TUI Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall hat er erst einmal in diversen medienwirksamen Auftritten ganz gezielt den Umsturz des Touristikkonzerns gefordert. Seine genaue Strategie für die TUI wollte er dabei noch nicht äußern, jedoch gilt eine mögliche Zerschlagung des Touristik- und Schiffahrtsunternehmens in einzelne profitable Einheiten als erste Zielsetzung. Nahezu alle großen Wirtschaftsmedien haben daraufhin noch einmal ausführlich die Probleme und Strategiefehler bei der TUI analysiert und Frenzel und seine Arbeit nicht unbedingt im besten Licht dastehen lassen.
Dem Aktienkurs der TUI haben die Beteilung Wyser-Prattes und seine Ankündigungen bereits ordentlich Flügel verliehen. In zwei Tagen stieg der Kurs um fast 10% – ein eindeutiges Indiz, dass die Finanz- und Anlegerwelt auf ein solches Zeichen gewartet hat.
Inwieweit es sich bei dem Einstieg von Wyser-Pratte zusätzlich um eine alte Fehde handelt, kann nur spekuliert werden. Bei einem früheren Investment beim Unternehmen Babcock-Borsig hat er viel Geld verloren. Damals warf er dem Mutterkonzern Preussag, dessen Vorstandschef Frenzel war, vor, sich auf Kosten von Babcock Borsig saniert zu haben und damit die Insolvenz von Babcock Borsig verursacht zu haben. So oder so – für Michael Frenzel, der sich in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich gegen feindlich Attacken durchsetzen konnte, könnte es dieses Mal wirklich eng werden.