Die geplante Straßenbahn in Florenz sorgt derzeit für hitzige Diskussionen in der italienischen Renaissance-Stadt. Für den heutigen Abend verabredeten sich tausende von Demonstranten im Zentrum, um ihren Unmut über das Verkehrsprojekt Nachdruck zu verleihen. Sie befürchten, dass die Tram dem Florenzer Dom, dem Wahrzeichen der Stadt schaden könne. Alles Unfug, sagen indessen die Befürworter der Straßenbahn. Die Autoabgase im Zentrum würden dem berühmten Sakralbau viel mehr zusetzen.
Ein Verkehrsprojekt spaltet eine Stadt. Am kommenden Sonntag sollen die Florenzer über den Bau einer City-Straßenbahn durch ihr Zentrum abstimmen. Die geplante Linie führt unmittelbar am berühmten Domplatz vorbei, an dem mit dem Gotteshaus Santa Maria del Fiore eines der italienischen Meisterwerke der frühen Renaissance steht. Allen voran Kirchenvertreter und Kulturbeauftragte sorgen sich um den Bau, insbesondere um die aus dem 12. Jahrhundert stammende, achteckige Taufkapelle „Battistero San Giovanni“. Sie befürchten, dass die Erschütterungen der Tram die historische Bausubstanz beschädigen können. Sogar von einem „Attentat auf den Dom“ war bereits die Rede.
Ganz anders sehen das die Fürsprecher des neuen Nahverkehrsmittels. Die Straßenbahn ersetze die 2300 Busse täglich, die mit ihren Abgasen seit Jahren die historischen Gebäude der Stadt angreifen würden. Zudem wollen sie auf dem 200 Meter langen, umstrittenen Teilstück auf Oberleitungen verzichten und stattdessen die Züge mit 800 Kilogramm schweren Batterien betreiben. Eine dritte Lösung schließlich befürworten die Umweltschützer, die sich dafür aussprechen, die gesamte Gegend um den Dom zur Fußgängerzone zu erklären.
Wie sich die Florentiner entscheiden, wird sich bei der Abstimmung am kommenden Sonntag zeigen. Die Diskussionen über das 700 Millionen Euro teure Projekt werden aber wahrscheinlich auch nach der Entscheidung fortgesetzt werden.