Wenn die schönsten Wochen des Jahres nahen, sollte man sich mit den örtlichen Vorschriften und Regelungen des Urlaubslandes bekannt machen – denn die haben es mitunter in sich. In manchen Ländern scheint Justitia auf Abwegen: Gesetze als Überbleibsel längst vergessener Tage, die sich z. B. in Europa oder – wie sollte es anders sein – in den USA finden, zeigen die skurrile Seite der Judikative.
So droht in England etwa eine Geldstrafe, wenn man in öffentlichen Verkehrsmitteln Schokolade verzehrt. Dem starken Geschlecht wird der Genuss allerdings nicht verwehrt: das Gesetz gilt nur für Frauen. Ebenfalls Gegenstand einer Straftat auf der prüden Insel ist es, zu offenherzig auf die Straße zu gehen. Mit einer Ausnahme: Fachverkäuferinnen für tropische Fische dürfen oben ohne arbeiten. Gleicherweise ausdrücklich im englischen Recht erlaubt ist es, auf die schottischen Nachbarn mit Pfeil und Bogen zu schießen. Nur sonntags müssen die Waffen im Schrank bleiben, denn dann haben die potentiellen Opfer Schonzeit. Wenn Sie unsere britischen Nachbarn mit viel Gepäck besuchen, sollten Sie wissen, dass Taxifahrer verpflichtet sind, einen Ballen Stroh und einen Ballen Hafer mitzunehmen. Für Koffer und Taschen bleibt also nicht mehr viel Raum.
Aber auch in anderen Ländern gibt es kuriose Paragraphen: während es Kriminellen in Dänemark explizit gestattet ist, ihrer Haftstrafe ein vorzeitiges Ende zu bereiten und sich um einen Ausbruch aus dem Zuchthaus zu bemühen, dürfen italienische Barbesucher zwar eine Minute vor der landesweiten Sperrstunde um 2 Uhr morgens noch eine Maß bestellen, müssen diese jedoch genau zwei Minuten später bereits geleert haben – bei einem Verstoß gegen die Sperrzeit werden bis zu 400 Euro Strafe fällig.
Die närrischsten Verordnungen aber wurden in den USA erlassen: so darf beispielsweise in Miami im Modeparadies Florida – unabhängig von dem allgemeinen Verbot, einen Ausflug im Morgenmantel zu unternehmen – kein Mann das Haus ohne einen Gürtel verlassen. Im kalifornischen San Francisco haben auffallend hässliche Menschen kein Anrecht auf die Benutzung des Gehweges – also ab auf die Straße. Ein bisschen fairer geht es da in Texas zu: hier müssen Verbrecher ihre designierten Opfer spätestens 24 Stunden vor der Tat schriftlich oder einfach telefonisch über ihr Vorhaben in Kenntnis setzen. Etwas gefährlicher leben Büffel in dem Wüstenstaat: einzig aus dem zweiten Stock eines Hotels dürfen sie nicht erlegt werden. Ebenfalls verboten ist es, in Tennessee mit dem Lasso zu angeln, in Teilen Iowas einer fremden Frau zuzuwinken, in New York zu flirten oder im kalifornischen Städtchen Chico eine Atombombe zu zünden – zumindest innerhalb der Stadtgrenzen. Der Verursacher der nuklearen Explosion muss hier mit einer Geldstrafe von 500 Dollar rechnen. In New Orleans gehören Frauen streng genommen nicht ans Steuer – es sei denn, ihr Ehemann läuft fahnenschwenkend vor dem Fahrzeug her. Von Justitia genehmigt hingegen ist, dass Männer in Arkansas ihre Argumente im Ehealltag nicht nur verbal ausfechten. Pro Monat ist allerdings nur eine Handgreiflichkeit zugelassen.
Juristischer Unsinn findet sich also in allen Teilen der Erde. Und wenn der verstaubte Gesetzestext wieder hervorgeholt wird, kann das ein böses Nachspiel haben.