Großaktionäre setzen sich gegen Konzernchef Frenzel durch
Schon seit längerer Zeit gingen die Meldungen über die Unzufriedenheit verschiedener Großaktionäre der TUI hinsichtlich der Unternehmensstrategie und der Börsenkursentwicklung durch die Medien. Immer wieder konnte sich der TUI Chef, Michael Frenzel, den unterschiedlichsten Attacken erwehren und hielt konsequent an seiner Strategie, einen gemeinsamen Konzern aus Touristik und Schifffahrt zu führen, fest. Hierzu hatte die TUI vor Jahren zunächst Hapag Lloyd und später die britisch-kanadische Reederei CP Ships gekauft. Weder den Finanzmärkten noch einigen Großaktionären erschlossen sich aber die Vorteile dieser Strategie, da sich beide Felder gegenseitig nur wenig ergänzen und so dümpelt der Aktienkurs der TUI, der sich Ende der 90er Jahre einmal bei knapp 60 Euro befunden hat, mit wenigen Ausnahmen seit Jahren deutlich unter der 20 Euro-Marke.
Vor allem der norwegische Reeder und TUI-Großaktionär John Fredriksen und der Finanzinvestor Guy Wysser-Pratte kritisierten in den letzten Wochen massiv die Strategie Frenzels und forderten immer wieder vehement die Abspaltung der Schiffahrtssparte von der Touristik und verbündeten sich mit anderen Aktionären gegen den TUI Chef. Nachdem dieser bis vor wenigen Wochen eine noch engere Verschmelzung der Touristik mit dem Schifffahrtsbereich angestrebt hatte – sogar ein Umzug der TUI-Zentrale von Hannover nach Hamburg, dem Sitz von Hapag Lloyd, war öffentlich diskutiert worden – gab Michael Frenzel nun dem Druck der Aktionäre nach. Auf einer Aufsichtsratssitzung wurde von Vorstand und Aufsichtsrat die Trennung der Reederei Hapag Lloyd von der TUI beschlossen. Wenn auch nicht ganz freiwillig, war das für Michael Frenzel sicher eine sehr weise Entscheidung, denn nur so konnte er einer möglichen imageschädlichen Niederlage im Rahmen der Hauptversammlung entgehen, die unweigerlich eingetreten wäre, wenn John Fredriksen in den vergangenen Wochen tatsächlich eine Mehrheit der Aktionäre für seine Forderungen hinter sich gebracht hat, wie er immer wieder betonte. Die Entscheidung in der Aufsichtsratssitzung fiel allerdings nicht einvernehmlich, denn die Arbeitnehmervertreter waren unverändert gegen eine Abspaltung des Schiffahrtsbereiches von der TUI. Die Finanzmärkte begrüßten den Strategiewechsel. Nach Bekanntwerden der Aufspaltung der Geschäftsbereiche stieg der TUI Aktienkurs zunächst deutlich an.
Wie es mit Hapag Lloyd nun weitergeht, ist erst einmal noch offen. Neben einem Börsengang oder der Zusammenlegung mit einer anderen Reederei ist auch eine Übernahme durch einen Verbund aus Hamburger Kaufleuten im Gespräch, die den Standort Hamburg für Hapag Lloyd damit sichern wollen. Es wird sicher in nächster Zeit noch einige Meldungen und Spekulationen zu diesem Thema geben.