Auch nachdem die 651 Passagiere des gestrandeten Kreuzfahrtschiffes Mona Lisa gestern in einer fünfstündigen Aktion unversehrt evakuiert wurden, bleibt die Ursache des Unglücks weiter unklar. Das über vierzig Jahre alte Schiff, das Sonntag auf dem Weg von Estlands Hauptstadt Tallinn nach Riga vor der Ostseeküste Lettlands auf Grund gelaufen war, gilt bei Experten als alte Dame unter den Ozeanriesen, die schon bessere Zeiten erlebt hat.
Trotzdem ist unverständlich, wie der zuständige griechische Brückenoffizier knapp 40 Kilometer vor der Küste vom Kurs abweichen konnte. Laut Herbert Fervers, dem Geschäftsführer des Organisators Lord Nelson Seereisen, führte ein Steuerfehler zu der Havarie, während die baltische Nachrichtenagentur BNS von äußerst legeren und feuchtfröhlichen Gepflogenheiten an Bord des Oldtimerschiffes spricht. Nautikexperten zufolge ist neben einem Manövrierfehler auch ein technischer Defekt, wie etwa ein überraschender Ausfall der Hauptmaschinen, nicht auszuschließen, der aber nicht mit dem Alter des Schiffes zusammenhängen muss.
Bereits in den Jahren 2003 und 2004 war die Mona Lisa, die bei Touristen vor allem wegen ihrer moderaten Preise und weniger aufgrund der luxuriösen Ausstattung geschätzt wird, vor der Insel Spitzbergen sowie in der Nähe des venezianischen Markusplatzes gestrandet, konnte sich jedoch aus eigener Kraft wieder befreien.
Die vorwiegend deutschen Kreuzfahrtgäste werden heute nach einer Nacht in einem lettischen Hotel nach Hause geflogen und bekommen einen Teil der Reisekosten erstattet.
Glücklicher Weise kommen die Vorfälle in der Geschichte der Kreuzfahrten sehr, sehr selten vor. Jedenfalls sollte sich niemand vor diesen Meldungen von einer wunderschönen Kreuzfahrt abschrecken lassen.