Preiserhöhungen von 3,9 Prozent und Servicegebühren für Schalterkäufe verärgern Reisende

Nun ist sie durch, die von der Deutschen Bahn (DB) bereits im Vorfeld angekündigte Preissteigerung. Vor dem vergangenen Wochenende machte der Transportkonzern seine Erhöhung der Tarife von Einzel- und Zeitfahrscheinen in der zweiten Klasse um durchschnittlich 3,9 Prozent publik. Als Grund für den Anstieg nannte das Unternehmen die durch die jüngsten Tarifabschlüsse gestiegenen Personal- sowie die explodierenden Energiekosten. Für den größten Unmut sorgt jedoch die Erhebung einer Servicegebühr von 2,50 Euro für alle Kunden, die ihre Fahrscheine weiterhin am Schalter erwerben wollen.

Es war eine Preiserhöhung mit Ansage. Bereits unmittelbar nach Beendigung der Streiks und dem erfolgreichen Tarifabschluss der Lokführergewerkschaft GDL zu Beginn des Jahres, hatte Bahnvorstand Hartmut Mehdorn angekündigt, die dadurch entstandenen Mehrkosten auf die Fahrgäste abzuwälzen. Und dabei liegt die letzte Erhöhung der Ticketpreise um 2,9 Prozent bei der DB noch nicht einmal ein Jahr zurück. Ab dem 14. Dezember müssen Reisende in der zweiten Klasse nun noch einmal ein saftiges Plus von 3,9 Prozent auf ihre Fahrscheine kalkulieren. Auch der Preis für die Bahncard wird sich im Durchschnitt um rund 3,6 Prozent erhöhen. Da wirkt die im Gegenzug angekündigte Ausweitung des Angebots „Dauer-Spezial“ für 49 Euro auf die anscheinend wenig frequentierte erste Klasse lediglich wie ein kleines Trostpflaster.

Den größten Unmut ruft jedoch die Einführung einer Servicepauschale in Höhe von 2,50 Euro hervor, die künftig von Kunden bezahlt werden soll, die ihre Fahrkarten weiterhin am Schalter und nicht am Automaten lösen wollen. Hier hat die Bahn als Dienstleister auf ganzer Linie versagt. Vor allen Dingen ältere Menschen, die einen nicht unerheblichen Teil der Fahrgäste darstellen, kommen mit der oft komplizierten Menüführung der unterschiedlichen Automaten nicht zurecht. Ob der Service und Komfort in den Reisezentren, wie von der Bahn angestrebt, durch die neue Regelung künftig tatsächlich steigen wird, ist fraglich. Denkbar ist auch, dass gerade die „verschlankten Prozesse“, die nach Unternehmensangeben den Erhalt der kostenintensiven Reisezentren garantieren sollen, demnächst durch deren geringere Frequentierung zu Personalabbau führen.

Umweltorganisatoren und Fahrgastverbände protestieren, dass das gesamte neue Preismodell offensichtlich nur auf den geplanten Börsengang der DB im Herbst abziele. Menschen die aufgrund der hohen Spritpreise oder aus Umweltschutzgründen auf den öffentlichen Personenverkehr umsteigen wollen, würden so vergrault. Die Bahn sieht das natürlich anders. Der Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn Dr. Karl-Friedrich Rausch kommentierte in einer Pressemitteilung des Unternehmens: „Unter dem Strich fallen die Kostensteigerungen für Bahnfahrer deutlich geringer aus als für Autofahrer oder Flugreisende.“