Großes Monopoly im deutschen Airline-Markt. Nachdem bis vor kurzem Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft, Air Berlin, noch in intensiven Verhandlungen bezüglich einer Übernahme des Konkurrenten Condor stand, ist die Air Berlin jetzt offensichtlich selbst zu einem Übernahmekandidaten geworden. Nach einem Bericht des „Spiegel“ prüft derzeit die TUI einen Einstieg bei der Air Berlin und würde in ein solches Engagement gleich ihre eigene Fluggesellschaft TUIfly mit einbringen.
Diese neuen Gedankenansätze sind ein weiteres Kapitel in der Airline-Branche, in der zurzeit aufgrund der hohen Treibstoffkosten und Probleme vieler kleinerer und mittlerer Fluggesellschaften, die Claims ganz offensichtlich neu verteilt werden. Ordentlich mitmischen wollte dabei der agile Air Berlin Chef, Joachim Hunold, der nach dem geglückten Börsengang seines Unternehmens vor zwei Jahren auch über eine gut gefüllte Kriegskasse verfügte. Schon wenig später erfolgte als erster Streich die Übernahme der LTU, an deren Eingliederung das Management der Air Berlin allerdings bis heute zu knabbern hat. Der in dieser Form und Höhe wohl kaum zu erwartenden Anstieg der Treibstoffkosten stellte die Air Berlin – wie viele andere Fluggesellschaften ebenfalls – vor weitere große Probleme und statt rascher Expansion stand in der jüngeren Vergangenheit erst einmal das Ausdünnen des Flugplans um unrentable Strecken auf dem Stundenplan. Der Aktienkurs der Air Berlin beträgt heute mittlerweile nur noch etwa ein Drittel vom Wert seines Ausgabekurs und liegt sogar fast 80% unter seinem Höchststand von 2007. Damit ist die Air Berlin nach Meinung vieler Branchen- und Finanzexperten durchaus günstig bewertet und könnte deshalb zum Objekt der Begierde von Konkurrenten oder Finanzinvestoren werden.
Eine Beteiligung der TUI könnte aber durchaus auch Vorteile für die Air Berlin bringen, denn mit der TUIfly wächst das Streckennetz auf einen Schlag um diverse weitere interessante Strecken. Auf der anderen Seite müßte dann zusätzlich zur LTU noch eine weitere Airline integriert werden, was das operative Geschäft des Managements sicher nicht leichter macht.
Auf jeden Fall gibt es seitens der Marktteilnehmer im deutschen Fluggesellschaftenmarkt ein munteres Prüfen aller Optionen. Nachdem die Fusionspläne von Air Berlin und Condor im Sommer gescheitert waren, verhandelten die TUI (TUIfly), Thomas Cook (Condor) und die Lufthansa (Germanwings) über einen gemeinsamen Auftritt ihrer Airlines, was wiederum die Stellung der Air Berlin als zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft gefährdet hätte. Ganz vom Tisch ist dieses Thema wohl noch nicht, aber sicherheitshalber sondiert die TUI wohl auch schon einmal die Möglichkeiten, ihre TUIfly in die Air Berlin einzubringen und zeitgleich zu einem der größten Anteilseigner der Air Berlin aufzusteigen.
Wie auch immer das Monopoly-Spiel ausgeht. Sollte die eine oder andere Fluggesellschaft vom deutschen Markt verschwinden, werden die Flugpreise mangels Wettbewerb für die Verbraucher mittelfristig wohl wieder teurer werden.