Die letzten Tage des geschichtsträchtigen Berliner Flughafens sind eingeläutet
Kurz vor Mitternacht ist es soweit: mit der Junker Ju 52 der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung und dem „Rosinenbomber“ DC 3 der Air Service Berlin, starten am 30. Oktober die letzten beiden Maschinen vom Berliner Flughafen Tempelhof. Damit endet die 80-jährige Ära des geschichtsträchtigen Airports. Er galt als die Wiege des Motorflugs und symbolisierte als Stütze der Luftbrücke den Freiheitswillen der Berliner. Weil die Hauptstadt einen neuen Mega-Airport baut, ist der alte Flughafen überflüssig geworden.
Es war der 4. September 1909, als erstmals in Deutschland ein motorisiertes Flugzeug vom Boden abhob und die moderne Zeit der Luftfahrt einläutet. Schauplatz des Geschehens: der Berliner Flughafen Tempelhof. Mit der Ernennung anno 1923 zum offiziellen Flughafen der deutschen Hauptstadt begann der rasante Aufstieg des Airports zum größten Drehkreuz Europas und Heimathafen der Lufthansaflotte.
Nach dem zweiten Weltkrieg war es der Flughafen Tempelhof, der es den Amerikanern ermöglichte, die von den Sowjets verhängte Total-Blockade Westberlins zu durchbrechen und die Bevölkerung mittels der „Rosinenbomber“ DC 3 mit Lebensmitteln zu versorgen. Mit der Wiedervereinigung konnte der zivile Flugbetrieb auch für Maschinen nicht-alliierter Länder in Tempelhof 1990 wieder aufgenommen werden. Doch die ruhmreichen Zeiten des Airports waren vorbei. Immer mehr Maschinen starteten von den beiden anderen Hauptstadtflughäfen Tegel und Schönefeld, Tempelhof wurde zusehends zum Verlustgeschäft. Der Beschluss über den Bau des neuen Mega-Airports Berlin Brandenburg International (BBI) schließlich besiegelte das Schicksal des geschichtsträchtigen Flughafens.
Mit der Dornier 328 der Cirrus Airlines nach Mannheim, startet am 30. Oktober das letzte reguläre Linienflugzeug von Tempelhof, danach verlassen kurz vor Mitternacht die beiden historischen Maschinen als letzte den Airport. Ihre Starts sind der Höhepunkt der Abschlussveranstaltung anlässlich der Schließung Tempelhofs. Zeuge des historischen Ereignisses werden nur die geladenen Gäste und Flugpassagiere mit einem gültigen Flugticket nach Mannheim sein, denn für Besucher und Fluggastabholer ist der Airport an seinem letzten Tag bereits geschlossen.