Untergangsstimmung wegen der Finanzkrise? Nicht auf Island. Das kleine Land am Polarkreis hat der internationale Zusammenbruch des Finanzsystems so hart getroffen, wie keine zweite europäisches Nation, innerhalb kürzester Zeit büßte die isländische Krone rund 60 Prozent ihres Wertes ein. Doch den Kopf in den Sand zu stecken, liegt nicht in der Natur des Isländers, weshalb die kühlen Nordeuropäer ihr Land jetzt kurzer Hand als Schnäppchen-Reiseziel vermarkten.
Geysire, Vulkane, artenreiche Vogelklippen und Polarlichter, es gibt viele Gründe, nach Island zu fahren. Allein die Tatsache, das Island bisher zu einem der teuersten Ziele der Welt gehörte, hielt viele Reisenden davon ab, ihren Urlaub auf der nördlichen Insel zu verbringen. Jetzt machen die Isländer aus der Not eine Tugend.
„Bei aller Betroffenheit über die aktuelle Kursentwicklung bedeutet dies jedoch verbesserte Bedingungen für deutsche Touristen, die Island besuchen möchten“, wirft David Johannsson, Direktor des Isländischen Fremdenverkehrsamtes in Neu Isenburg, diesen neuen Aspekt der gegenwärtigen Situation auf. Der Touristiker, der sich trotz des turbulenten Jahres über einen Besucherzuwachs von fast neun Prozent freuen konnte, denkt dabei vor allen Dingen an verspätete Herbstferien oder sogar ans Weihnachtsshopping.
Fakt ist, dass bereits jetzt die Tourismusbranche auf den rapiden Kursfall in Island reagierte. Die heimische Airline beispielsweise wirbt derzeit mit besonderen Schnäppchen-Arrangements, um seine Maschinen in der dunklen Jahreszeit nicht wie gewohnt mit Landsmännern, für die ein Auslandsaufenthalt nun zu teuer geworden ist, sondern stattdessen mit internationalem Publikum zu füllen. So sind Hin- und Rückflug auf die Atlantikinsel, inklusive dreier Übernachtungen, bereits ab 299 Euro zu buchen. Sparen kann auch, wer direkt bei den isländischen Hotels in Reykjavik bucht: so manche Nacht in gehobenem Haus, die im vergangenen Jahr noch 160 Euro pro Nacht kostete, ist jetzt für fast ein Drittel des Preises zu haben.