170 Körper toter Krokodile hat man bereits entdeckt, doch wahrscheinlich starben bis jetzt bereits doppelt so viele Echsen an der rätselhaften Epidemie, die seit Mai im Krüger-Nationalpark in Südafrika grassiert. In einer abgelegenen Schlucht verenden die Tiere an einer Krankheit, die ihr Fettgewebe verhärtet und es in eine gummiartige Masse verwandelt. Die Krokodile können sich nicht mehr bewegen, sterben einen qualvollen Tod und werden zur Beute ihrer Artgenossen, die sich dadurch wiederum selbst infizieren. Die Experten des Nationalparks sehen eine Störung im Flusssystem als Ursache des Massensterbens.
Alljährlich lockt der Krüger Nationalpark 1,3 Millionen Touristen an, die auf einer Fläche, die halb so groß wie die Niederlande ist, rund 850 heimischen Tierarten beobachten wollen. Neben den „Big Five“ (Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel und Leopard) gehören die Krokodile zu den Stars des geschützten Refugiums. Doch das Revier, in denen das Sterben der urzeitlichen Echsen umgeht, wird vom Wasser einer der dreckigsten Flüsse Afrikas gespeist. Im benachbarten Mosambik sorgt zudem der Bau eines Staudamms für die zunehmende Verschlammung des Flusssystems. Die Infektion der Krokodile gilt als ernstes Warnzeichen, dass mit der Wasserversorgung des Parks etwas im argen liegt.
Um die rätselhafte Krokodilkrankheit, die in ähnlicher Form bereits bei Hauskatzen und Vögeln beobachtet wurde, an einer weiteren Ausbreitung zu hindern, sammeln die Ranger alle Leichen verendeter Tiere ein, derer sie habhaft werden können. Darüber hinaus wurden vereinzelt Nilpferde abgeschossen, um den Krokodilen eine alternative leichte Beute zu verschaffen und so zu verhindern, dass sie sich an ihren erkrankten Artgenossen gütlich tun. Wissenschaftler wollen nun die Krankheit in einem kontrollierten Experiment nachstellen, um mehr über die Verbreitung der Erreger in den Krokodilen zu erfahren.