Paris, die Stadt der Liebe: Buchhändler am Seine-Ufer, das Künstlerviertel Montmatre und der Eiffelturm, der sich vor den Grünanlagen der Champs de Mars, der Marsfelder erhebt: so kennt man die französische Kapitale. Doch es gibt noch ein anderes Paris, eines, das tief unter der Erde verborgen liegt und das seit Jahrhunderten als Paralleluniversum zu den belebten Boulevards der Hauptstadt existiert: der Pariser Untergrund. Seit einigen Jahren gehört diese Welt in der Tiefe zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Metropole. Auf geführten Touren kann man sie besichtigen und dabei jede Menge Einblicke in die wechselhafte Stadtgeschichte nehmen.
Das „Phantom der Oper“ von Gaston Leroux ist der wohl berühmteste literarische Bewohner der Pariser Unterwelt. Aber auch Victor Hugo ließ sich für sein Meisterwerk „Les Miserables“ von der katastrophalen Situation der Arbeiter im Untergrund der Hauptstadt inspirieren. Doch die ersten Höhlensysteme unterhalb Paris stammen bereits aus der Zeit der Römer: sie beuteten die Kalksteinvorkommen der Kapitale zum Bau von Bädern und Foren aus ab den 1. Jahrhundert n. Chr. Ein Brauch, der von den Parisern im Mittelalter fortgesetzt wurde. Bald war der Untergrund der Stadt aufgrund der regen Bautätigkeit löchrig wie ein Schweizer Käse, Gebäude stürzen ein, weil das Erdreich keinen Halt mehr bot.
Für den Besucher ist nur ein kleiner Teil des insgesamt 300 Kilometer langen Geflechts aus Höhlen und Tunneln zugänglich. Der Einstieg in die Pariser Katakomben liegt im 14. Stadtbezirk. 30 Meter unter der Erdoberfläche liegt das Reich der Toten, das im 18. Jahrhundert entstand. Als die Ausbeutung des Untergrunds zu gefährlich wurde, nutzte man die ehemaligen Steinbrüche, um dort die Gebeine der Verstorbenen, von den, aufgrund von Seuchen und Gewalt überfüllten, Pariser Friedhöfen umzubetten. Die sterblichen Überreste von über sechs Millionen Menschen wurden in die Katakomben verlagert, darunter vermutlich auch jene der Revolutionäre Robespierre und Danton.
Aber auch Episoden anderer Zeiten finden sich im Pariser Untergrund: an einer Stelle hat ein Zwangsarbeiter in den Minen eine Miniaturnachbildung des menorquinischen Hafens in den Stein geschlagen, an einer anderen liegt ein deutscher Schutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg verborgen. Und auch heute noch wird die Unterwelt der Seine rege genutzt: sei es durch die oberhalb der Katakomben verlaufenden Metrotunnel oder für geheime Partytreffs junger Pariser. Erst vor wenigen Jahren entdeckte die Polizei unter der Erde ein illegal betriebenes Kino mit Soundanlage, Leinwand und Stühlen.
Die Katakomben von Paris können täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden, der Einstieg befindet sich am Boulevard Saint-Jacques (Metrostation Denfert-Rochereau). Eine Durchquerung dauert etwa 1.30 Stunden, der Eintritt beträgt 8 Euro, Kinder unter 14 Jahren gratis.
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