Reisen nach China erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Man besucht die Chinesische Mauer und die Terrakotta-Armee von Xi’an, erkundet die Metropolen Shanghai und Peking oder kreuzt auf dem Jangtse. Für Badeurlaub allerdings steht China bei den wenigsten Touristen. Dabei hat der fernöstliche Staat in dieser Hinsicht durchaus etwas zu bieten: Hainan nennt sich die Tropeninsel im Süden des Landes, die aufgrund ihrer ähnlichen geografischen Breitenlage und den langen Palmenstränden gerne als das „Hawaii Chinas“ tituliert wird.
Tatsächlich hat Hainan mit seiner „Schwesterinsel“ im Pazifik einiges gemein. Trotz der jüngeren touristischen Erschließung setzt man auch am chinesischen Palmenstrand ganz auf mehrstöckige Luxusresorts, deren Türme die Skyline der Hafenstadt Sanya dominieren. Und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht: kamen im vergangenen Jahr sechs Millionen Touristen nach Hainan, sollen es in fünf Jahren schon 50 Millionen sein. 300 Sonnentage im Jahr, eine Durchschnittstemperatur von 25 Grad Celsius und die höchste Dichte an Fünf-Sterne-Hotels in der Volksrepublik locken derzeit neben Chinesen vor allem russische Urlauber an. Europäer oder Amerikaner haben eine weitere Anreise aber auch letztere beiden gehören zu den stetig wachsenden Besuchergruppen auf Hainan.
Die Chinesen, ohnehin kein Volk von Bade- oder Sonnenfreunden, trifft man selten am Strand an, weshalb die feinsandigen Küstenzonen der Insel, die etwa die Größe der Schweiz aufweist, noch längst nicht so überlaufen sind, wie auf Hawaii. Dafür steht der touristische Ausbau an anderer Stelle in nichts dem amerikanischen Eiland nach. Überall schießen Souvenirläden, Straßenrestaurants und Wassersportanbieter aus dem Boden. Bis Ende 2010 soll es zwanzig Golfplätze auf Hainan geben.
Dem hektischen Trubel entgeht man erst vor den Toren Sanyas. Das stabile Klima lässt auf weiten Plantagenfeldern Reis Melonen und Kokospalmen gedeihen. Keine vierzig Kilometer von der Hafenstadt entfernt wurde 2008 der Yanoda-Nationalpark eröffnet, ein dichter Urwald aus Baumreisen, Farnen, Orchideen und Wasserfällen, der auf vorgezeichneten Wegen erkundet werden kann. Natürlich gegen Eintritt. Dieser wird auch fällig für die größte Attraktion Hainans –eine steingesäumte Bucht mit dem klangvollen Namen „das Ende der Welt“. Wo einst widerspenstige Beamten der Sung-Dynastie in Verbannung ihren Lebensabend begingen, sprießen heute die Souvenirbuden aus dem Boden.