Bald kommen sie wieder, die gefürchteten Herbststürme an der deutschen Nordseeküste. Der „Blanke Hans“, wie Sturmfluten auch genannt werden, will sich ein Stück von dem Land zurückholen, das die Menschen ihm einst mühsam abgetrotzt haben. In den meisten Fällen verhindern Küstenschutz und Deichbau dies, doch die beliebte Ferieninsel Sylt muss jedes rund ein bis zwei Meter ihrer Küstenlinie Wasser, Wind und Wellen verloren geben.
Dass Sylt immer kleiner wird, ist kein neues Phänomen. Die Insel, die in der Eiszeit entstanden ist, musste bereits in den vergangenen 9000 Jahren einen Sandverlust von circa acht Kilometern in Kauf nehmen. Um einem weiteren Abtrag der bei Prominenten so beliebten Nordseeinsel zu verhindern, hat man seit den 1980er Jahren mit Sandaufspülungen begonnen, die jährlich einige Millionen Euro kosten und aus der Landes-, der Bundeskasse und EU-Mitteln finanziert werden. Trotzdem befürchten Experten, dass die Insel bereits Mitte dieses Jahrhunderts große Landeinbußen hinnehmen muss, da man dem Abtrag bereits heute nicht mehr Herr wird und im Zuge der Klimaerwärmung mit einer zunehmenden Zahl von Stürmen zu rechnen ist.
So viel steht fest: Sylt ist dem Untergang geweiht. „Es wird so weit kommen, dass die Insel irgendwann weg ist“, bestätigt auch der Sylter Geologe Ekkehrad Klatt. Doch Syltfans müssen nicht in Verzweiflung ausbrechen. Bevor das Eiland völlig von der Landkarte verschwunden ist, werden noch einige tausend Jahre vergehen.