Wer sich im Herbst mit dem Gedanken an eine Pilgertour trägt, muss nicht unbedingt ins ferne Spanien reisen. Die Via Baltica, wie der Baltisch-Westfälische Jakobsweg auch genannt wird, verspricht eine erholsame Auszeit in der Norddeutschen Tiefebene. Für das Teilstück von Bremen nach Osnabrück benötigt man etwa zehn Tage, für die Kurzstrecke durch das landschaftlich abwechslungsreiche Oldenburger Münsterland gerade mal drei bis vier Tage. Hier folgt der Jakobsweg in weiten Teilen dem Pickerweg, einem alten Handels- und Heerweg, der sich am Rande großer Moore gen Süden schlängelt.
Highlights im Oldenburger Münsterland sind der „Visbeker Bräutigam“, eines der bekanntesten Großsteingräber Nordwestdeutschlands, und das Goldenstedter Moor, in dem sich in den kommenden Wochen wieder Zehntausende von Kranichen auf ihrem Weg in den Süden sammeln. In den Dammer Bergen hat man dann, ungewohnt genug für hiesige Breiten, sogar einige Höhenmeter zu überwinden. Der Lohn sind weite Ausblicke, zum Beispiel über den Dümmer See. Als besonders reizvoll gilt auch das Bexaddetal, ein schmales Erosionstal mit Erlenbaumbestand.
Den begehrten Stempel für seinen Pass erhält der Pilger unter anderem im Rathaus von Visbek, in der nach dem heiligen Jakob benannten Kirche in Lutten und im Museum Vechta. Das einstige Zeughaus der Zitadelle beherbergt zudem das wohl ungewöhnlichste Nachtlager auf der Via Baltica. Hier kann der Pilger seinen Schlafsack in einer ehemaligen Gefängniszelle entrollen und in Ruhe das besondere Ambiente genießen. Eher traditionell nächtigt man in einer Pilgerherberge auf einem alten Eschhof in Kroge bei Lohne, in der Jugendherberge in Damme oder in einer familiengeführten Pension in Wahlde. Mal wird man auf Wunsch mit einem Lunchpaket versorgt, mal mit Informationen zu einer Weidelandschaft, wie man sie heute nur noch sehr selten sieht. (TMN)