Es war bei einem zwanglosen Frühstück in der irlandweit bekannten Ballymaloe Cookery-School, wo die Spürnase des irischen Weinpapstes und Journalisten Liam Campbell in Richtung Irish Gin gelenkt wurde. Sein Tischnachbar war kein Geringerer als Desmond Payne, der Destilliermeister des Weltproduktes Beefeater Gin. Und so nahmen beide zusammen Kurs auf pflanzliche Extrakte und das Wesen eines wahren Gins. Ein sozialer Stimmungsmacher sei er, weil er es liebt, gemixt zu werden und sich mit Tonic und Cocktails zu verbinden, erklärte Desmond die Renaissance, die in Bars und Pubs auf der grünen Insel allein den Premium-Gins gilt. Und dann gingen beide an das, was die „Seele“ des Gins, seinen Spirit, ausmacht.

Das Geheimnis der „Geschmacksfamilie“
Derart auf die Spur gesetzt, wollte Liam Campbell es für einen Artikel im Irish Independent genauer wissen. Denn eigentlich eine klare Sache, dass die Grundessenz für alle Gins der tonangebende Wacholder ist. Aber wo liegt darüber hinaus die Kunst der Verfeinerung. Man müsse hinter dem Wacholder zunächst den Grundton des Gins bestimmen, gab Desmond ihm an die Hand. Ist er von Zitrusnoten mit Bitterorange, von Kräuternoten wie Rosmarin und Thymian geleitet, oder sollen es mehr florale oder würzige Geschmacksrichtungen sein. Desmond Payne gab dabei sein persönliches Geheimnis immerhin soweit preis, dass es beim Beefeater Gin neun Pflanzenextrakte sind, die er „seine Geschmacksfamilie“ nennt. Diese setzt er für 24 Stunden einem neutralen Gingeist zu, um sie mit ihm zu „verheiraten“ bevor sie in einem traditionellen Kupfer Pot Still destilliert werden.

Das Geheimnis der „Balance“
Um aber zum Erstaunen des Weinkenners Campbell noch ein Scherflein beizutragen, erhöhte der Meister die Kunstbetrachtung um den neuen Irish Gin noch um ein kleines Geheimnis mehr. „Gin sollte Interesse und Spannung wecken“, so lautet die Formel für das, was Desmond die „Balance“ innerhalb der Geschmacksrichtung nennt. „Die Leute trinken Gin selten pur. Seine Vielseitigkeit besteht darin, sich mit Cocktails wie auch mit verschiedenen Tonics zu mischen. Und nicht alle Gins machen das gleich gut und vor allem nicht diejenigen im Mittelfeld der Destillierkunst.“ Die Messlatte für Premium Irish Gins liegt viel höher.

Um davon zu kosten, machte sich der Weinexperte dann den Sommer über zu den großen Events öffentlicher Gartenschauen auf, bei denen Irish Gin in diesem Jahr mit wachsender Begeisterung verkostet wurde. Das waren und werden auch im kommenden Jahr sein: die fantastische Blumenschau Bloom in Dublins Phoenix Park und Taste of Dublin in den Iveagh Gardens. Und natürlich liegt auch im Herbst etwas in der Luft: Ein eigenes Irish Gin Festival, das noch im Geheimen der neuen irischen Liebe zum Gin bleibt. Indessen hat die jüngste und hitverdächtige Listoke Distillery in Ireland‘s Ancient East die erste „Gin School“ der grünen Insel eröffnet. Für ihren ersten in kleiner Auflage hervorgebrachten und vielgelobten Gin Listoke 1777 wird ein dreistündiger Kurs über die Geheimnisse der Ingredienzen und die Ausstattung einer Gin-Destillerie abgehalten. Der Höhepunkt ist das Destillieren ihrer eigenen Gins, die die Teilnehmer abgefüllt in eigener Flasche mit auf den Heimweg nehmen. Auf deutsche Technik setzt die junge Shed Distillery in Drumshanbo, Co. Leitrim. Hier wird gerade das neue Besucherzentrum gebaut. (Tourism Ireland)