Der US-Bundesstaat Virginia gedenkt all jenen Frauen, die in der vierhundertjährigen Geschichte Virginias eine besondere Rolle gespielt haben: Ein ovales Monument mit zwölf Bronzestatuen, das derzeit auf dem Capitol Square vor dem Regierungsgebäude in der Hauptstadt Richmond entsteht, wird ab 2019 an ausgewählte Frauen des Staates erinnern. Diese stellen einen Querschnitt durch verschiedene Schichten, Regionen und Jahrhunderte dar, um die ganze Bandbreite der Einflüsse abzubilden, den Frauen auf Kultur, Staat und Geschichte Virginias hatten. Die Namen weiterer bedeutender Frauen werden in eine Glaswand eingraviert.
Der erste Spatenstich für den Bau des Denkmals erfolgte unter anderem durch Virginias amtierenden Gouverneur Terry McAuliffe, die Co-Vorsitzende des Komitees für das Virginia Women’s Monument Mary Margaret Whipple sowie weiteren Amtsträgern des US-Bundesstaates. Das Monument ist Teil der großen Jubiläumsfeierlichkeit „American Evolution. Virginia to America 1619-2019“, das die 400-jährige Geschichte Virginias und deren Bedeutung für die Entwicklung der Demokratie in den USA mit zahlreichen Veranstaltungen bis 2019 zelebriert.
Starke Frauen schreiben Geschichte
„Voices from the Garden“ lautet der Name des Denkmals. Es impliziert, dass Frauen nicht unbedingt unmittelbar in der Politik des Staates tätig sein müssen, um Ideen engagiert nach vorne zu bringen. So zum Beispiel Ann Burras Laydon, die 1608 im Alter von 14 Jahren als erste Siedlerin nach Jamestown kam, als Näherin arbeitete und dem damaligen Gouverneur unter unmenschlichen Bedingungen dienen musste. Sie überstand harte, körperliche Strafen, heiratete später einen Tischler und brachte vier Kinder zur Welt. Zuvor, im strengen Winter 1609/1610, der nahezu den Untergang über die damalige Kolonie Jamestown brachte, galt die junge Frau als Hilfsengel für Kranke und Bedürftige.
Mit Cockacoeske, die Mitte des 17. Jahrhunderts nahe Jamestown lebte, ist auch eine Vertreterin der indigenen Bevölkerung Virginias in dem Monument vertreten. Sie wurde nach dem Tod ihres Mannes Oberhaupt der Pamunkey und führte im Kampf gegen die Weißen mehrere Indianerstämme zusammen. Cockacoeske regierte die Pamunkey drei Jahrzehnte lang bis zu ihrem Tod im Jahr 1686. Noch heute besitzen die Pamunkey ein eigenes Reservat und sind als 567. Indianerstamm Amerikas von der US-Bundesregierung anerkannt.
Interessant ist auch die Geschichte von Clementina Bird Rind, die nach dem Tod ihres Mannes William die erste Tageszeitung Virginias mit Sitz in Williamsburg leitete. Als erste Verlegerin führte sie das Blatt strikt ohne Einfluss von außen, war offen für neue Entwicklungen und räumte in der Zeitung speziell den Belangen von Frauen einen großen Platz ein. Das Monument wird zudem die Verdienste von Sarah G. Boyd Jones ehren, eine ehemalige Lehrerin, die auf Medizin umsattelte und in Richmond ein kleines Hospital gründete, in dem Frauen und Kinder kostenlos geholfen wurde. Stolz ist Virginia auch auf die erste Bankchefin Amerikas mit großem sozialen Engagement: Maggie L. Walker wurde Anfang des 20. Jahrhunderts President der St. Luke Penny Savings Bank in Richmond. In ihrer Position kümmerte sie sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1934 insbesondere um die Gleichberechtigung Amerikaner afrikanischer Herkunft.