Lange galt sie als graue Maus. Ostrava (Mährisch Ostrau), die drittgrößte Stadt Tschechiens, verband man vor allem mit Kohle und Stahl und schlechter Luft. Doch ähnlich wie das Ruhrgebiet hat sich auch Ostrava gewandelt, steht heute für hippe Festivals zwischen alten Hochöfen, viel Nightlife und eine rege Kulturszene. Es gibt also viel zu entdecken beim Internationalen Reiseblogger-Treff „TBEX Europe 2018“, das vom 26. bis 28. Juli auf dem Gelände der ehemaligen Witkowitzer Eisenwerke in Ostrava stattfindet. Rund 600 bis 800 Teilnehmer aus ganz Europa zählte man bei den Veranstaltungen in den vergangenen Jahren.

Tschechien ist erstmals Gastgeber des größten Treffens von Reisebloggern in Europa und hat für diese Gelegenheit eine echte Entdecker-Region gewählt. Denn anders als Prag oder das Böhmische Bäderdreieck gehören Ostrava und die Region Mähren-Schlesien im Nordosten des Landes nicht zu den klassischen Touristenzielen. Noch nicht, denn das Erbe der Bergbau- und Stahlindustrie hat Potenzial. Die ehemaligen Witkowitzer Eisenwerke im Stadtteil Dolní Vítkovice wirken wie aus einem Jules-Verne-Roman entnommen. In Reih und Glied stehen dort mit Rost überzogene Monster, in denen einst das Eisen geschmolzen wurde. Auf dem Gelände wurde früher auch Kohle abgebaut und verkokst, um damit die Hochöfen zu heizen. Heute können sich Besucher bei Rundgängen ein Bild von der harten Arbeit vergangener Tage machen. Zeichen der neuen Zeit ist ein gläserner Turm auf einem der Hochöfen – Café in luftiger Höhe und Aussichtspunkt.

Im Sommer bilden die Hochöfen eine ungewöhnliche Kulisse für mehrere Festivals, die Zehntausende Besucher auf das Gelände locken. Das bekannteste heißt „Colours of Ostrava“, findet unmittelbar vor dem Blogger-Event vom 18. bis 21. Juli statt und will zeigen, dass Ostrava alles andere als eine graue Stadt ist. Bunt ist auch das Programm, denn die rund 150 Bands aus vielen Ländern der Welt bringen ganz unterschiedliche Musikstile auf die Bühnen. Von Jazz über Rock und Pop bis zu Weltmusik und alternativen Sounds reicht die Spannbreite. Auch das Blogger-Treffen findet auf dem ehemaligen Industriegelände statt, genauer gesagt, im ehemaligen Gasometer. Der wurde zum modernen Konferenzzentrum „Gong“ umgebaut, das im Großen Saal Platz für rund 1.500 Besucher bietet.

Im Jahr 1994 schloss die letzte Kohlegrube, 1998 wurde der letzte Hochofen abgeblasen, seitdem wandelt sich Ostrava immer mehr zu einer Stadt der modernen Technologien, von Wissenschaft und Kunst, und bewirbt sich als „European Green City“ für das Jahr 2020. Allein an den beiden größten Hochschulen studieren über 30.000 junge Menschen, mehr als ein Zehntel aller Einwohner. Viele von ihnen zieht es an den Wochenenden in die berühmte Kneipenstraße Stodolní. Mit ihren 60 Clubs und Kneipen gilt sie als Straße, die niemals schläft. Auf der offiziellen Website gibt sich die Stadt gay friendly, verweist darauf, dass dort die erste gleichgeschlechtliche Partnerschaft in Tschechien geschlossen wurde. Die Stadt ist seit Jahren ein beliebtes Ziel für Schwulen und Lesben aus der gesamten Region und auch aus dem angrenzenden Polen.