Im September 2018 werden die Flughafen-Verantwortlichen und einige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft ungewohnte Gerätschaften in die Hand nehmen. Am Flughafen Memmingen werden sie nämlich zu Schaufel und Helm greifen und den ersten Spatenstich für den bereits seit längerem geplanten Ausbau des Airports vornehmen, der im Jahr 2020 komplett abgeschlossen sein soll.

„Wer jetzt baut, braucht gute Nerven“, sagt Flughafen Geschäftsführer Ralf Schmid und spricht damit manchem privaten Bauherrn aus der Seele. Kapazitätsengpässe bei Baufirmen sorgten auch dafür, dass es beim Thema Flughafen-Ausbau nun zu einer leichten Verspätung kam. „Aufgrund der vollen Auftragsbücher und unserer Absicht, die Arbeiten während des laufenden Flugbetriebs durchzuführen, wurden wir mehrfach um Fristverlängerung bei den Angeboten gebeten“, erläutert Schmid. Das Projekt musste zudem europaweit ausgeschrieben werden, was obendrein erhebliche Zeit in Anspruch nahm. Trotz allem liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Bis Mitte August soll nun die Vergabe der Tiefbau- und Elektrotechnik-Arbeiten erfolgen, so dass das Projekt im September mit dem symbolischen ersten Spatenstich offiziell gestartet werden kann. „Zunächst handelt es sich um vorbereitende Maßnahmen im Tiefbau und bei der Elektrotechnik“, erläutert Schmid. „Sie werden rund zwei Monate in Anspruch nehmen, ohne den laufenden Flugverkehr zu tangieren.“ Da dann der Winter naht, sollen Sanierung und Verbreiterung (von 30 auf 45 Meter) der Start- und Landebahn im Frühjahr 2019 beginnen. Dabei werden rund 70.000 Tonnen Asphaltmischgut verarbeitet. Darüber hinaus wird auch in die Erneuerung des Landesystems investiert. Außerdem wird die Gepäckhalle erweitert. Auch die Vergrößerung der Vorfeldflächen und der Neubau eines Regenrückhaltebeckens stehen 2019 auf der Agenda, so dass mit einem Abschluss der gesamten Arbeiten im Jahr 2020 zu rechnen ist.

Die zeitliche Verzögerung und allgemein steigende Baukosten lassen auch das Budget des Flughafens nicht unberührt. Eingeplant sind zurzeit 17,7 Millionen Euro, von denen der Freistaat Bayern 12,2 Millionen übernehmen wird. „Wir achten streng darauf“, so Schmid, „dass unsere Budgetsteigerung unter 20 Prozent bleibt.“ Zusätzliche Kostensteigerungen rühren auch aus neuen und vorher unbekannten Auflagen her. So erfordert die im letzten Jahr erfolgte Zertifizierung des Airports durch die European Aviation Safety Agency (EASA), die dem Flughafen bescheinigt, alle EU-rechtlichen Anforderungen zu erfüllen, zahlreiche Detaillösungen. Bis zu 3.500 Kriterien aus den Bereichen Infrastruktur, Betrieb und Organisation wurden im Rahmen des umfangreichen Zertifizierungsprozesses durchleuchtet. „Da stößt man immer wieder auf Dinge, die nachgebessert oder verändert werden müssen“, berichtet Ralf Schmid, „und das kostet zusätzlich Zeit und Geld.“