Als Kind wollte er Torero werden, heute ist er einer der erfolgreichsten Hotelunternehmer Spaniens. Miguel Ramis (77), Gründer und Präsident der familiengeführten, mallorquinischen Unternehmenskette Grupotel Hotels & Resorts, spricht zum 50-jährigen Firmenjubiläum im Interview über die Anfänge des Tourismus auf der Sonneninsel, unerschütterlichen Pioniergeist, Beharrlichkeit und Gäste, die zu Freunden wurden.
1968 legten Sie den Grundstein für ihr erstes Hotel: das Grupotel Farrutx in Can Picafort. Ein halbes Jahrhundert später managen Sie 35 Drei- bis Fünf-Sterne-Anlagen auf Mallorca, Menorca, Ibiza und in Barcelona. Was wollten Sie als Kind werden?
Natürlich Feuerwehrmann oder Stierkämpfer, wie alle kleinen Jungs damals. Doch stattdessen studierte ich Handelswesen, um eine Grundlage zu haben und arbeitete anschließend 15 Jahre bei der Bank La Caixa.
Sie gelten als Vorreiter auf den Balearen. Wie kamen Sie auf die Idee, ein Hotel zu bauen?
1966/1967 begann der Tourismus-Boom auf Mallorca. Mein Bruder Rafael und ich ließen zuerst eine Minigolfanlage mit Bar bauen, später machten wir uns zusammen mit zwei Schwagern an die Planung einer 64-Zimmer-Unterkunft. 1967 gab es in Can Picafort drei oder vier Hotels. Schon ein Jahr später, als wir im Grupotel Farrutx erste Urlauber empfingen, wurden vier oder fünf weitere eröffnet. Ich bin ein ruheloser Mensch, muss immer irgendein Vorhaben am Laufen haben.
Sie bauten das Haus selbst?
In der Tat. Einer meiner Verwandten war Maurer, ein anderer Vorarbeiter. Wir wurden einen Monat früher fertig als geplant! In den ersten zwei, drei Wochen hatten wir nur einen Gast, eine Frau. Ihr stand die ganze Unterkunft samt Personal zur Verfügung.
Haben Sie in dieser Zeit manchmal den Mut verloren?
Es gab immer mal wieder Momente, da haben wir aus mancherlei Gründen den Mut verloren. Aber damals gab es keinen Anlass dafür, ganz im Gegenteil.
Wie haben Sie anfangs Gäste angeworben?
Genauso wie heute auch. Ich schloss einen Vertrag mit TUI sowie einigen Reisebüros, die später unter anderem zu Scharnow oder Hummel Touropa fusionierten. Unsere Gäste kamen aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Das Internet existierte ja noch nicht. Darüber hinaus hatten wir einige Direktbuchungen, die jedoch nur einen kleinen Teil ausmachten.
Wie sah Mallorca in den 1960er-Jahren aus?
Die Insel war ganz anders, noch nicht voll erschlossen. Und Mallorca verfügte nicht über die guten Flug- und Verkehrsverbindungen wie heute.
Dennoch entschieden Sie sich, weiterzumachen …
Als ich sah, dass das Farrutx gut funktionierte, schlug ich 14 Freunden vor, ein zweites Hotel in Angriff zu nehmen: das Grupotel Montecarlo. Das war 1972. Gemeinsam kauften wir ein im Bau befindliches Gebäude und schlossen das Projekt ab. Übrigens sind wir heute noch dieselbe Gruppe von Freunden! Eins kam zum anderen, und so folgten 1978 das Grupotel Amapola, 1980 das Grupotel Gran Vista und so ist es immer weitergegangen.
Haben Sie beruflich je etwas bereut?
Ich war mein ganzes Leben in dieser Branche tätig, habe Hotels gebaut, ge- und verkauft. Dabei sind Gemeinschaftssinn und Beharrlichkeit unabdingbar. Ich habe versucht, ein guter Mensch zu sein. Das ist etwas, was mich zufrieden sein lässt. Aber es gibt natürlich immer Dinge, die man später anders machen würde. Ich bedaure zum Beispiel die Veräußerung einiger Häuser. Obwohl wir ein interessantes Geschäft dabei gemacht haben, bleibt der Käufer doch immer der Gewinner.
Welcher Unterschied besteht zwischen den Touristen vor 50 Jahren und heute?
Früher wussten die Gäste viel weniger über Mallorca. Sie waren fröhlicher, begnügten sich mit einfachen Dingen, alles war eine Überraschung für sie. Das war eine tolle Zeit, die Urlauber und wir Mallorquiner haben uns prima verstanden. Die Inselbewohner waren begierig, andere Kulturen zu entdecken.
Wenn Sie auf ein halbes Jahrhundert Grupotel zurückblicken: Wie lautet Ihr Fazit?
Natürlich sind wir stolz auf unsere Firmengeschichte, auch wenn es Phasen gab, die alles andere als einfach waren – aber so ist das Leben. Wir sind jedoch dankbar, dass wir uns nach wie vor mit Leidenschaft einem Geschäftsfeld widmen dürfen, das wir lieben. Und aus so manchen Mitarbeitern und Gästen sind im Laufe der Jahre Freunde geworden.
Und wie geht‘s weiter?
Unsere Herausforderung ist und wird sein, jeden Tag ein bisschen besser zu werden, und zwar in allen Bereichen. Damit die Gäste uns weiterhin ihr Vertrauen schenken, wir in Umfragen gute Bewertungen bekommen und unsere Hotels auch in Zukunft jedes Jahr Auszeichnungen erhalten.