Stanisław Moniuszko gilt als Begründer der polnischen Nationaloper. Anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten feiert Polen 2019 das Moniuszko-Jahr. Im ganzen Land wird dessen Musik erklingen. Ein erster Höhepunkt ist die offizielle Eröffnung des Festjahres am 5. Januar im Teatr Wielki in Warszawa (Warschau). Unter Leitung des italienischen Stardirigenten Fabio Biondi werden dessen Orchester für historische Aufführungspraxis Europa Galante und der Chor der Philharmonie aus Białystok Moniuszkos bekannteste Oper „Halka“ in einer italienischsprachigen Konzertfassung auf die Bühne bringen.
Ein weiterer Höhepunkt des Festjahres findet am Geburtstag Moniuszkos, dem 5. Mai 2019, statt. Auf diesen Tag fällt die Eröffnung des zehnten Moniuszko-Gesangswettbewerbes. Der alle drei Jahre stattfindende Wettbewerb zählt zu den bedeutendsten Veranstaltungen dieser Art in Polen. Das Finale ist für den 11. Mai vorgesehen. Vom 6. April bis 12. Mai können Freunde des Tanztheaters im Teatr Wielki eine Inszenierung mit dem Titel „Fredriana“ erleben. Orchester und Ballettensemble des Hauses präsentieren zwei Stücke zur Musik von Stanisław Moniuszko. Als motivische Textvorlagen dienen Werke von Aleksander Fredro, eines Zeitgenossen von Moniuszko. Darüber hinaus führt die Nationaloper im Mai Moniuszkos Oper „Straszny Dwór“ (Das Gespensterschloss) sowie im Juni die Wilnaer Urfassung von „Halka“ auf.
In der Philharmonie von Kraków (Krakau) findet am 15. Mai eine offizielle Geburtstagsveranstaltung statt. An diesem Abend werden die wichtigsten Chöre der Stadt teils mit Klavierbegleitung die bekanntesten Lieder Moniuszkos präsentieren. In der Oper von Wrocław (Breslau) findet bereits am 14. Dezember 2018 die Premiere einer Neuinszenierung von Moniuszkos „Halka“ statt. Im März steht dort die selten aufgeführte Kantate „Widma“ (Phantome) auf dem Programm, die der Komponist als Illustration zum zweiten Teil von Adam Mickiewiczs Epos „Dziady“ (Die Totenfeier) geschaffen hatte. Weitere Konzerte finden unter anderem in Łódź (Lodsch), Poznań (Posen), Gdańsk (Danzig) und Opole (Oppeln) statt.
Geboren wurde Stanisław Moniuszko im heute zu Belarus gehörenden Ubiel als Spross einer Adelsfamilie. Nach einer musikalischen Ausbildung in Warschau, Minsk und Berlin ging er zunächst nach Wilna, um dort als Organist zu arbeiten. Bereits dort entstanden seine ersten Operetten und Opern sowie ein umfangreiches Werk an Vokal- und Instrumentalstücken. 1858 wurde er zum Chefdirigenten der erst 25 Jahre zuvor eröffneten Nationaloper in Warschau ernannt.
Im gleichen Jahr fand im Teatr Wielki die Uraufführung seiner Oper „Flis“ (Der Flößer) statt. Moniuszko nahm in seinen Werken sowohl folkloristische Weisen als auch die Thematik des polnischen Volkstums auf. Mit der romantischen Musiksprache seiner Zeit schuf er Kunstwerke, die den Geist des Völkerfrühlings des 19. Jahrhunderts atmen. Er starb auf dem Höhepunkt seiner Schaffensperiode unerwartet 1872 durch einen Herzinfarkt. Sein Begräbnis auf dem Warschauer Ehrenfriedhof Powązki glich einem Staatsakt. Von Moniuszkos Bedeutung für Polen zeugt, dass seine Oper „Halka“ unmittelbar nach Kriegsende 1945 zur Eröffnung des Opernhauses im ehemaligen Breslau gespielt wurde. Auch das wieder errichtete Warschauer Teatr Wielki wurde 1965 mit dieser Oper eröffnet.