Vor hundert Jahren, am 24. Mai 1919, führte Schweden das Frauenwahlrecht ein. Diesen Meilenstein der Gleichberechtigung feiern viele Museen mit Sonderausstellungen. Außerdem gibt es in Schweden zwei eigene Museen zur Geschichte der Frauen und ihrer Leistungen in Politik, Kunst und Wirtschaft. Das älteste schwedische Museum im Zeichen der Weiblichkeit liegt in der Universitätsstadt Umeå. Seit 2014 zeigt das „Kvinnohistoriskt Museum“ Aspekte der Frauengeschichte in Wechselausstellungen. Am 28. April eröffnet die Schau „Hausarbeit“, die sich dem Ideal der Hausfrau in Videos und Büchern aus den 1950er Jahren nähert. Das Museum war dieses Jahr unter den drei Nominierten für die schwedische Auszeichnung zum Museum des Jahres. Die schwedische Hauptstadt Stockholm musste bis 2019 auf ein eigenes Frauenmuseum warten. „Stockholms Kvinnohistoriska“ beschäftigt sich mit den Vorkämpferinnen der Frauenbewegung, aber auch mit Prostituierten und lesbischen Gruppen vor 80 Jahren. Stockholms Geschichte ist reich an starken Frauen – man muss nur von ihnen erzählen. „Frauen gehen in der traditionellen Geschichtsschreibung unter“, sagt Museumsdirektorin Lina Thomsgård. „Wir wollen nun den Blick auf die unterrepräsentierte Hälfte der Menschheit lenken, die Besucher bereichern und neue Perspektiven anbieten.“ Das Kvinnohistoriska will nicht nur inhaltlich Vorreiter sein, sondern auch mit dem Konzept des Museums an sich experimentieren. Statt an einer festen Adresse soll die Ausstellung an verschiedenen Orten in der Stadt zu sehen sein. „Frauen gibt es ja überall, und das Museum soll das widerspiegeln“, sagt Lina Thomsgård. „Indem wir die ganze Stadt durchziehen, können wir auch Menschen erreichen, die vielleicht nicht gerne in klassische Museen gehen.“
Zum Jubiläum des Frauenwahlrechts widmen sich auch andere Stockholmer Museen den Damen in einem besonderen Kontext. Das berühmte Vasamuseum würdigt die Frauen im 17. Jahrhundert, die laut Ausstellungstitel „immer da waren, aber selten gesehen wurden“. Das Spektrum der Protagonistinnen reicht von Unternehmerinnen, die den Bau des Kriegsschiffes mitverantworteten, bis hin zu Frauen an Bord. Das Kunstmuseum Hallwylska, das wir grundsätzlich der Hausherrin Wilhelmina verdanken, beschäftigt sich noch bis 18. August mit der „Stimme einer Frau“. Ausgehend von der Aktivistin Ebba von Eckermann, einer Tochter des wohlhabenden Hauses Hallwyl, wird erzählt, wie mutige Schwedinnen vor über hundert Jahren für Freiheit und Mitbestimmung gekämpft haben. Gleichzeitig hebt das Stockholmer Kulturhaus mit einer lokalpatriotischen Fotoausstellung „Frauen des Viertels“ Damen aus allen Gesellschaftsschichten hervor, die rund um den Platz Sergels Torg gelebt haben und tätig waren: Arbeiterinnen, Demonstrantinnen, Reporterinnen und Künstlerinnen, auch Obdachlose und Jugendliche. (FVA Schweden)