Kairo-Urlauber, die möglichst viel von der ägyptischen Kapitale sehen wollen, befanden sich im Hinblick auf die adäquateste Form der Fortbewegung bisher in einer Zwickmühle: Während das Steuern eines Mietwagen sich aufgrund der bei den heimischen Fahrzeugführern nur selten beachteten hiesigen Straßenverkehrsregeln oftmals als akut bedrohlich erweist, müssen Passagiere, die sich in einem der zehntausenden Kairoer Taxis chauffieren lassen, mit fehlenden Gurten, vor Schmutz starrenden oder mit Sprungfedern gespickten Sitzen, lose aus dem Armaturenbrett hängenden Kabeln, extremem Benzingeruch sowie defekten Taxametern und damit einhergehenden willkürlich berechneten Preisen rechnen.
Zumindest das zweite Problem soll sich nun in Wohlgefallen auflösen: Inspiriert von der deutschen Umweltprämie, besser bekannt als Abwrackprämie, verspricht die städtische Regierung für die Verschrottung aller Klappertaxis, die ihr 20. Dienstjubiläum bereits hinter sich haben, eine einmalige Sonderzahlung von umgerechnet rund 650 Euro. Zusätzlich wird die Finanzierung eines neuen Wagens mithilfe eines staatlichen Kredits unterstützt. Dabei hat die Zunft der Taxifahrer die Qual der Wahl: Fünf verschiedene PKW-Modelle stehen zur Disposition, die über einen Zeitraum von fünf Jahren abbezahlt werden müssen.
Insgesamt 35.000 kaum noch fahrtüchtige schwarz-weiße Rostlauben sollen auf diese Weise aus dem Verkehr gezogen und durch moderne Kraftfahrzeuge mit sauberen Sitzen und funktionierender Klimaanlage ersetzt werden. Tausende marode Taxis wurden bereits auf den Schrott gebracht – die Besitzer hoffen, sich die Abschlagszahlung für den Kredit durch seltenere Werkstattbesuche und einen geringeren Benzinverbrauch der Neuwagen leisten zu können.
Wenn das Kairoer Modell Erfolg hat, sollen auch andere Städte der nordostafrikanischen Republik bald folgen. Dabei ist weniger die Steigerung der Autoverkaufszahlen das Ziel der ägyptischen Abwrackprämie, sondern eher, Leib, Leben und Nerven zu schonen. Schließlich nahmen die Anzahl der Opfer bei Verkehrsunfällen sowie auch stundenlange Staus und die Beschwerden der Touristen in der Vergangenheit stetig zu.