Während in Deutschland die Auswirkungen des Bahnstreiks zwar die Nerven von Pendlern und Reisenden gebührlich strapazieren, zeigt ein Blick ins Nachbarland Frankreich, dass alles noch viel schlimmer kommen könnte. Am gestern Abend, um 20 Uhr traten die Eisenbahner in den Arbeitskampf und lösten damit vor allen Dingen am heutigen Morgen ein wahres Verkehrsfiasko aus. Besonders der Großraum Paris war betroffen. Hier fuhr nur jede zehnte Metro, die meisten Nahverkehrszüge machten sich erst gar nicht auf den Weg. Auf den Zufahrtstraßen zu Frankreichs Metropole staute sich der Verkehr auf über 150 Kilometer.
Auf Sympathien für ihren Streik von Seiten der Bevölkerung, brauchen die französischen Bahner nicht zu hoffen. Ihre Auflehnung gegen die Pläne des Staatschefs Sakozy, die Frühverrentung der staatlichen Bahnangestellten ab 50 Jahren abzuschaffen, stößt auf wenig Verständnis. Ein Teil der Privilegien, die Sarkozy bis 2012 abstellen möchte, wurden vor hundert Jahren eingeführt und gelten unter modernen Arbeitsbedingungen bei der Mehrheit der Franzosen als veraltet. Um trotz des Verkehrschaos zur Arbeit zu kommen, griffen viele Pariser, soweit sie sich nicht freigenommen hatten, auf das Fahrrad zurück. Auf öffentliche Verleihstellen der Zweiräder setzte ein regelrechter Run ein.
Die acht Bahngewerkschaften Frankreichs, die erstmals seit 1995 wieder Seite an Seite streiken, wollen ihren Arbeitskampf noch bis Freitagmorgen, acht Uhr, fortsetzen. Reisende, die in diesem Zeitraum in Frankreich auf Zugverbindungen angewiesen sind, können sich auf den Seiten der Deutschen Bahn über den aktuellen Stand der Ausfälle und Fahrplanabweichungen im Hexagon informieren.