Es gab Tage, das stand Bolivien im Mittelpunkt des medialen Interesses und war zeitweise sogar ein bedeutender Ort für die Entwicklung der Kulturgeschichte. Als am neunten Oktober 1967 der berühmte Freiheitskämpfer Ché Guevara in La Higuera sein Leben ließ, blickte die ganze Welt auf den südamerikanischen Binnenstaat. Große Schlagzeilen entstanden in den Jahren darauf nur noch wenige in dem Land, dessen Bevölkerung zu großen Teilen aus Indigenen Völkern, sowie knapp einem Drittel aus Mestizen besteht.

Da Erstere sich als eigenständige Völker verstehen und es knapp 40 verschiedene ethnische Gruppen in Bolivien gibt, kommt es regelmäßig zu politischen Spannung in dem exportschwächsten Land Lateinamerikas. Auch die im Jahr 1969 gegründete Anden-Gemeinschaft zwischen Bolivien, Kolumbien, Ecuador und Peru verbesserte die wirtschaftlichen Bedingungen des Staates nur unerheblich. Als einziges Land Südamerikas besitzt Bolivien, aufgrund seiner Binnenlage, keine Küstenzonen und leidet zudem unter den schwierigen geografischen Begebenheiten der Anden. Diese sind allerdings auch einer der wenige Gründe dafür, dass sich regelmäßig noch Touristen in das Land verirren, bei dem einen das Gefühl beschleicht, die Zeit wäre stehen geblieben.

Statt mit technologischen Neuheiten verzaubert Bolivien Touristen mit einem Charme längst vergangener Zeit und einer einzigartigen Kultur: einzigartige Schönheit verspricht ein Ausflug zum Titicaca-See. Aber auch ein Besuch bei einem der von Landwirtschaft lebenden Bergvölker ist ebenso ein Erlebnis, wie die Reise nach La Paz, dem höchstgelegenen Regierungssitz der Welt. Die Menschen der Stadt Leben zwischen 3200 und 4100 Meter Höhe und haben sich wohl mittlerweile an den geringen Sauerstoffgehalt in der Luft gewöhnt.

Touristen dagegen sollten bei einem Ausflug nach La Paz nicht überschätzen, denn selbst Hochleistungssportler geraten hier an ihre Grenzen: so verlor die argentinische Fußballnationalmannschaft im Estadio Hernando Siles am ersten April 2009 überraschend mit sechs zu eins gegen das kleine „Bolivien“, das letztmals 1994 an einer WM-Endrunde teilnahm. Damals traf man übrigens in den USA auch auf Deutschland: wer sich also als Urlauber aus der Bundesrepublik in den Vereinigten Staaten von Amerika befindet, sollte die Situation nutzen, um nach relativ kurzer Reise eines der geheimnisvollsten Länder Lateinamerikas zu erkunden.