Ein verirrter Gast sorgt derzeit an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns vor Rügen für Schlagzeilen. Ein fast ausgewachsener, gut zwölf Meter langer Buckelwal ist vermutlich bei seinem Weg vom Äquator in die Fressgründe der Arktis „falsch abgebogen“ und wurde von Vogelkundlern vorm Kap Arkona gesichtet. Das Auftauchen des Meeressäugers in der Ostsee ist eine Sensation, der letzte „Besuch“ eines Buckelwals in diesen Gewässern liegt rund 30 Jahre zurück.
Größte Chance den Wal zu beobachten haben Besucher der Region in der offenen See vor Rügen. Dass der Wal sich der Küste so weit nähert, dass er vom Strand aus zu beobachten ist, ist hingegen unwahrscheinlich. Buckelwale ziehen normalerweise langsam vorwärts und fallen durch ihre akrobatischen Luftsprünge auf. Genau diese Eigenschaft wurde den Meeressäugern in der Vergangenheit zum Verhängnis, da sie so leichte Beute für Walfänger wurden. Nach dem die Tiere kurz vor der Ausrottung standen, wurden sie 1966 unter weltweiten Artenschutz gestellt.
All zu lange wird sich der Buckelwal vermutlich nicht in den Gewässern vor Rügen tummeln. Die Tiere haben einen enormen Nahrungsbedarf, den sie nach Meinung der Meeresbiologen nur kurzfristig in der Ostsee stillen können. Traurig brauchen Besucher der größten deutschen Insel jedoch nicht sein, sollten sie den Wal nicht mehr in Natura zu Gesicht bekommen. Immerhin bietet sich im nahegelegnen Stralsund die Möglichkeit, im jüngst eröffneten Ozeaneum die weltweit größte Ausstellung lebensechter Walnachbildungen zu besuchen.