Die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso in Orselina gehört zu den bedeutendsten religiösen Monumenten im Tessin. Selbstbewusst thront sie auf einem Felsvorsprung oberhalb von Locarno, von dem aus man eine wunderbare Aussicht auf den Lago Maggiore und die umliegenden Berge hat. Seine Entstehung verdankt das Wahrzeichen Locarnos dem Franziskanerbruder Bartolomeo d’Ivrea, dem anno 1480 am Abend vor Maria Himmelfahrt auf wundersame Weise die Mutter Gottes erschienen sein soll. So liess sich der Geistliche dort als Einsiedler nieder und zwischen 1485 und 1487 wurde die erste Kapelle auf dem Hügel erbaut. Nach und nach entstanden das Sanktuarium Madonna del Sasso und die Klosteranlage, in der heute noch sieben Kapuzinermönche leben.

Seit 1848 gehört das Kirchen- und Klostergebäude dem Kanton, der von 2004 bis 2011 rund zehn Millionen Schweizer Franken für die Restaurierung aufwendete. Wichtigstes Heiligtum ist die „wundertätige“ Statue der Madonna del Sasso aus dem 15. Jahrhundert. Das Kircheninnere ist mit Stuckarbeiten und Fresken dekoriert, die nach den Restaurierungsarbeiten ihre Leuchtkraft wiedergewonnen haben. Zu sehen sind zudem wertvolle Altarbilder von Bramantino (1520) und von Antonio Ciseri (1870). Einen besonderen Schatz birgt die grosse Bibliothek. Sie umfasst ca. 14.000 Exemplare von 1400 bis 1900. Das Museum „Casa del Padre“, im ehemaligen Wohnhaus der Klosterbrüder, war während der Restaurierungsarbeiten mehrere Jahre geschlossen und wurde im Herbst 2017 mit einer neu arrangierten Ausstellung wiedereröffnet, die 2018 ab Ostern bewundert werden kann. Zu sehen sind ausgewählte Schätze der Wallfahrtskirche wie Weihegaben, Gegenstände des Religionskults, diverse Gemälde des Malers Antonio Ciseri sowie zahlreiche Exvotos. Zum gesamten Komplex des Sacro Monte gehören zudem ein Kreuzweg sowie weitere Kapellen rund um das Klostergebäude. Die Via Crucis mit ihren zwölf restaurierten Kreuzwegkapellen, die Szenen der Leidensgeschichte Christi darstellen, sowie eine Standseilbahn führen von Locarno aus zu der Kirche hoch auf den heiligen Berg. Der Wallfahrtsort gilt zudem als Ausgangspunkt für Wanderungen, da er sich in unmittelbarer Nähe der Talstation von Orselina-Cardada-Cimetta befindet.