Während die Ölpest im Golf von Mexiko über Monate hinweg die Medien beherrschte und US-Präsident Barack Obama den Verursacher BP ein Strafe im Milliardenbereich auferlegte, ist man andernorts von Schadensersatzzahlungen weit entfernt: im afrikanischen Land Nigeria leiden die Menschen seit Jahrzehnten unter mit Öl verseuchten Landschaften, sowie den undurchsichtigen Machenschaften zwischen den Ölfirmen und der Regierung.
Explosionen auf den Plattformen vor der Küste und defekte Ölpipelines gehören hier zum Alltag und bleiben von der Weltwirtschaft seit Jahrzehnten unbeachtet. Im Nigerdelta macht das ausströmende Öl die Böden über Jahre hinweg unfruchtbar und nimmt den Menschen mit der Landwirtschaft ihre wichtigste Lebensgrundlage. Die Menschen hier klagen über ihr Leid, doch die Stimmen aus der Bevölkerung bleiben zumeist unerhört: in der Region tätige Ölgiganten wie Shell bauten zwar Krankenhäuser oder Schulen in verseuchten Gebieten, die Lecks in ihren Pipelines schließen sie aber nur in seltenen Fällen. Teilweise sprudelt in ehemals dichten Wäldern schon jahrzehntelang das Öl in die Böden oder Flüsse.
Es ist aber auch wenig verwunderlich, dass sich nur noch selten Fachleute zu Reparaturarbeiten in das Delta begeben, denn der Unmut in der Bevölkerung steigt täglich an und richtet sich, neben den Ölkonzernen, vor allem gegen die Regierung. In dieser scheint Korruption das höchste Gebot, denn längst profitiert das Land auch finanziell von der Öl-Förderung und ist sogar prozentual an den Firmen beteiligt. Nur in den von dem Schmierfilm betroffenen Regionen kommt nichts von den Millionengewinnen an.
Die besorgniserregenden Missstände bleiben allerdings weitestgehend unbeachtet und das, obwohl vor der nigerianischen Küste und im Nigerdelta jedes Jahr mehr Öl ausläuft, als bisher bei der ganzen Ölkatastrophe im Golf von Mexico. Die Menschen in Nigeria scheinen einfach keine Lobby zu haben…