Ein britischer Kreuzfahrtschiff-Kapitän wurde kürzlich getadelt, als er Urlauber von der Reservierung der Deckstühle mit dem Hinweis abbringen wollte, dass dieses „deutsche Benehmen“ verpönt wäre. Ist das eher eine Ausnahme oder sind wir tatsächlich so schlimm?
In der Türkei, einem der populärsten Reiseziele deutscher Touristen, gehen die Meinungen über die Gäste erheblich auseinander. Während Hoteliers, Geschäftsinhaber und Reiseleiter eher den sich ständig beschwerenden Billigheimer sehen, der den Strand für weniger als 200 Euro inklusive Begrüßungscocktail sucht, wählte das gemeine Volk den Deutschen hinter dem Japaner jüngst zum zweitbeliebtesten Ausländer – was nicht zuletzt daran liegt, dass zahllose Türken Familienangehörige in der Bundesrepublik haben.
In Großbritannien sind wir sehr gern gesehene Gäste – schließlich besuchen wir dort warm eingepackt Stonehenge, die Tower Bridge oder den Buckingham Palast und liefern uns keinen Handtuchkrieg mit Badeurlaubern. Natürlich ist es hilfreich, dass der Inselstaat keine Touristenmassen zu verzeichnen hat – weder deutsche noch sonstige. Und die gepfefferten (Eintritts-) Preise zahlen wir zumeist auch ohne zu mosern.
Die britischen Urlauber verhalten sich da erfahrungsgemäß nicht immer so vorbildlich. Und das ist auch der Grund, warum sich der Alemán in Spanien ohne schlechtes Gewissen danebenbenehmen kann: neben dem immer ein wenig lauteren und unbeliebteren Hooligan-Briten fällt der deutsche Reisende kaum auf.
In Österreich, wo die Deutschen den Großteil der Gäste stellen, sind sie allerdings nicht zu übersehen. Hier werden uns alle denkbaren Touristen-Vorurteile angeheftet: die Kleinen sind zu ungezogen, die Großen zu erbost, die Jungen zu geräuschvoll und die Alten zu geizig. Und immer soll alles genau so sein, wie es im Prospekt steht.
Während unsere eidgenössischen Nachbarn die stets lärmenden, eilenden und protzenden deutschen Gäste liebevoll verachten, verschmähen die USA die geizigen und Israel die besserwisserischen Deutschen.
Aber immerhin: die Italiener lieben uns. Hoteliers und Gastronomen werden nicht müde, die Zuverlässigkeit und die pünktliche Begleichung der Rechnungen ihrer transalpinen Gäste zu loben.
Deutsche Touristen hinterlassen in ihren Urlaubsländern also ein gemischtes Bild.