Früher diente er als Werkstatt-Führer, inzwischen machen Gourmets mit seiner Hilfe die Top-Feinschmeckerlokale ihres Landes ausfindig: der „Guide Michelin“ feiert heute seine 100. Ausgabe. Seit seinem erstmaligen Erscheinen im Sommer 1900 konnte sich das traditionsreiche Genuss-Handbuch zu dem bedeutendsten Hotel- und Restaurantführer der Welt etablieren.
Als der Guide zur Pariser Weltausstellung 1900 – damals noch kostenlos – als PR-Instrument des Reifenunternehmens Michelin zum ersten Mal herausgegeben wurde, nutzten die weniger als 3.000 französischen Autofahrer ihn, um sich mithilfe von immer neu ausgeklügelten Wegweiser-Piktogrammen über die nächstgelegene Reparaturstätte oder das günstigste Hotelzimmer zu informieren. Von Anfang an war eine faire, strikte und vollkommen neutrale Beurteilung oberstes Gebot des Führers.
Mehr als 100 Jahre später wird der Guide Michelin als heilige kulinarische Schrift für Liebhaber lukullischer Köstlichkeiten in mittlerweile 23 Ländern veröffentlicht, wie z. B. in den Vereinigten Staaten oder in China. Die deutsche Gourmet-Bibel erscheint seit 1910.
In der neuen Ausgabe werden insgesamt 1.973 Sterne von den 90 Gastro-Testern des Verlags an Restaurants und Hotels verteilt. Nur 72 Meisterköche weltweit werden mit drei Sternen beglückt. In der Michelin-Sprache heißt das: für ihre meisterhafte Küche lohnt sich nicht nur ein Abstecher, sondern eine ganze Reise.
So manchem Sternekoch dünkt jedoch, dass der Guide Michelin im Wettstreit mit zahllosen anderen Führern, dem Internet und anderen Kommunikationsmitteln zunehmend an Einfluss einbüßt und nach einer überholten Maxime funktioniert. Die kritischen Stimmen kommen allerdings vorwiegend von Köchen, denen ein Stern wieder aberkannt wurde.