Schon vor einiger Zeit haben wir uns Gedanken über die Entwicklung des Massenansturms auf die Bergriesen des Himalaya gemacht und dabei den Sinn oder Unsinn von regelrechten Pauschalreisen zum Mount Everest thematisiert. Nach den jüngsten Ereignissen und Unglücken am K2 und am Nanga Parbat, bei denen bis zu 15 Bergsteiger ums Leben kamen, stellt sich diese Frage wieder einmal mehr denn je. Die Medien stürzen sich auf solche spektakulären Unglücksfälle, aber haben diese die gigantische mediale Aufmerksamkeit wirklich verdient?

Fakt ist, dass das Bergsteigen zu den Extremsportarten gehört, insbesondere dann, wenn es um Besteigungen der 8000er-Riesen im Himalayagebirge geht. Der bekannteste ist dabei natürlich der Mount Everest, der höchste Berg der Welt – unter Extrembergsteigern gilt er aber nicht als der schwierigste Berg in der Region. Daher orientieren sich viele Bergsteiger offensichtlich gerne an den extrem schwierigen Bergen oder auch extrem gefährlichen Routen, die bisher nur wenige oder gar keine Menschen geschafft haben. Eben so, wie jüngst geschehen am Nanga Parbat oder jetzt am K2. Einer der besten Bergsteiger der Welt, der Südtiroler Karl Unterkircher, fiel am Nanga Parbat seinem Streben nach bisher Unerreichtem zum Opfer, als er für denWeg zum Gipfel die noch nie begangene Route über die berüchtigte „Rakhiotwand“ wählte. Die Rettungsaktionen für seine beiden Kollegen, Walter Nones und Simon Kehrer, konnte man danach weltweit auf den Fernsehschirmen verfolgen. Zum Glück endeten sie erfolgreich. Ein Mitglied einer zeitglich am Nanga Parbat aktiven iranischen Expedition hatte weniger Glück und wird bis heute vermißt.

Nun hat es am K2, dem für Bergsteiger wohl schwierigstem Berg der Welt, eine neue Katastrophe gegeben. Mehrere Expeditionen, die offensichtlich zum Teil über spezialisierte Agenturen organisiert worden waren, brachen fast zeitgleich zum Gipfel des K2 auf. Einige Bergsteiger erreichten den Gipfel in der geplanten Zeit und nahmen dannach sofort wieder den Abstieg in Angriff, um rechtzeitig wieder im (sicherern) Lager anzukommen. Andere wiederum sollen wohl noch nach Einbruch der Dunkelheit versucht haben, den Gipfel zu erreichen. Nach Meinung von Reinhold Messner, der früheren Berssteigerikone, ein tödlicher Fehler und ein „Ergebnis des Massen-Alpinismus der vergangenen Jahre und der kommerziellen Expeditionen, die jeden auf die Berge zu bringen versuchen“. Auch der Schwede Fredrik Sträng, der den Aufstieg gemeinsam mit einem anderen Bergsteigerkollegen rechtzeitig abgebrochen hatte und sich anschließend an den Rettungsmaßnahmen beteiligte, meint, der Tod der Bergsteiger sei ein Resultat von „Ruhmsucht und übertriebenen Ehrgeiz“.

Wahrscheinlich liegen Reinhold Messner und Fredrik Sträng genau richtig mit ihrer Einschätzung. Jedes Jahr, zur Bergsteigersaison im Himalaya, kann man mittlerweile fast die identischen Katastrophenmeldungen von vermißten, abgestürzten oder schwer verletzten Bergsteigern vernehmen, die entweder ihr Leistungsvermögen schlichtweg überschätzt haben, die Gefahren am Berg unterschätzt haben oder auch beides zusammen. Eigentlich kann jede Expedition oder jeder Veranstalter gleich auch ein Rettungsteam mit Hubschrauber organisieren. Nur kommt es leider auch immer wieder vor, dass auch die Retter ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen müssen. Die mediale Aufmerksamkeit gehört aber vor allem den Geretteten und nicht den Rettern, die ihr Leben ebenfalls aufs Spiel setzen mußten. Natürlich steht es jedem Menschen zu, dass ihm aus einer Notsituation heraus geholfen wird. Als Außenstehendem erscheint es mir aber schon äußerst unverantwortlich, den eigenen Ehrgeiz derart in den Vordergrund zu stellen und damit vielleicht auch noch andere Menschen in Gefahr zu bringen. Das gilt allerdings nicht nur für das Bergsteigen sondern für alle anderen Extremsportarten gleichermaßen. In Bezug auf das Bergsteigen muß man sich allerdings schon die Frage stellen, warum jedes Jahr wieder so viele Bergsteigergruppen auf die Berge gelassen werden. Der „Massentorismus“ auf die höchsten Berge der Welt sollte endlich entschieden eingedämmt werden. Und natürlich auch die mediale Aufmerksamkeit für diese Art des Sports. Denn nur so gibt es immer wieder neue Menschen, die ihrerseits ein Stück von diesem Ruhm abhaben möchten und damit auch andere Menschen in Gefahr bringen.