In der Wiener Secession, dort wo sonst Gustavs Klimts berühmtes Beethovenfries die Touristen in Heerscharen anlockt, herrscht dieser Tage ein besonderes Ambiente. Roter Plüsch, Ledersofas aber auch Kleenex-Boxen, SM-Zubehör und ein Gynäkologenstuhl bestimmen das Interieur der österreichischen Kunstausstellung. Und das Beste: was wie ein Swingerclub anmutet, ist sogar einer. Für das provokante Kunstprojekt ließ der Künstler Christoph Büchel den Swingerclub „Element6“ unter dem Titel „Raum für Sexkultur“ in die heiligen Hallen der Kultur einziehen.
Die Reaktionen auf das gewagte Experiment spalten das Land. Was die einen für eine ungehörige Zumutung halten, eine Verschwendung von Steuergeldern, sorgt bei anderen nur für ein Schmunzeln, dritte wiederum haben gleich Nägel mit Köpfen gemacht und die ungewöhnliche Location selbst getestet. Kamen anfangs nur Stammgäste des seit zweieinhalb Jahren anderenorts beheimateten Clubs, trauen sich nach und nach auch Besucher hierher, die immer schon einmal neugierig auf das Treiben in einem Swingerclub waren, aber aufgrund falscher Vorstellungen über das Ambiente den Versuch noch nicht wagten.
Währenddessen macht vor allen Dingen die rechte FPÖ in der Bevölkerung gegen den künstlerischen Vorstoß Stimmung, spricht gar von einer „negativen Spirale von Nihilismus und Perversion“. In den richtigen Kontext rückt das Projekt „Raum für Sexkultur“ allerdings erst, wenn man bedenkt, dass Klimts Werke in der Zeit der Jahrhundertwende ähnlichen Aufruhr erzeugten und heute zu den gefeierten Zeugen der Kunstgeschichte gehören.