Die Stadt Nürnberg besitzt das jüngste U-Bahn-Netz in Deutschland – und seit diesem Wochenende auch das modernste. Nach jahrelanger Planung und vielen Verzögerungen wegen diverser technischer Probleme hat die erste führerlose und vollautomatische U-Bahn Deutschlands auf der Nürnberger U-Bahn Strecke U3 zwischen Maxfeld und der Gustav-Adolf-Straße ihren Betrieb aufgenommen. Was im Augenblick noch wie eine Science Fiction-Vision wirkt, wird vielleicht schon in wenigen Jahren der Standard auf vielen internationalen U-Bahnnetzen sein. Einmalig auf der Welt ist im Augenblick noch, dass sich die führerlosen und computergesteuerten U-Bahnen der Linie U3 ein Teilstück der Strecke mit der Linie U2, auf der noch herkömmliche Loks und menschliche Lokführer verkehren, teilen.

Die Investitionskosten für das Projekt sind immens und sollen bei über 610 Millionen Euro liegen. Trotz dieser gewaltigen Summe soll die erste fahrerlose U-Bahn auch wirtschaftlich ein Erfolg werden, wie in einer umfassenden Studie, die von der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, zusammen mit Siemens, Adtranz, der Stadt Nürnberg sowie der Verkehrsinitiative Neuer Adler durchgeführt wurde, vor Realisierung errechnet wurde. Geplant ist, nach einer Einführungsphase von einem Jahr, auch die Linie U2 voll zu automatisieren.

Ob Nürnberg mit diesem Projekt nun Vorreiter für alle zukünftigen U-Bahn-Projekte in Deutschland und dem Ausland ist, bleibt abzuwarten. Ein Erlebnis ist die Fahrt auf der 6,6 Kilometer lange Strecke allemal, denn wo ansonsten die Lokführerkabinen einen freien Blick verwehren, eröffnen nun Panoramafenster für die U-Bahn-Gäste völlig neue Sicht-Perspektiven. Davon konnte sich auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee überzeugen, der die Eröffnungsfahrt begleitete.

Sicher kann man geteilter Meinung sein, ob soviel Fortschritt in der heutigen Zeit wirklich noch notwendig ist und ob es den Fahrgästen ein größeres Gefühl der Sicherheit gibt, wenn nun ein Computer und kein Lokführer mehr auf etwaige unvorhergesehen Probleme reagieren soll. Denn auch diese sind nur so gut, wie die Entwickler, die sie programmiert haben. Und ob ein Computer in kritischen Situationen wirklich immer so perfekt reagiert, wie er soll… Oder vielleicht sogar besser als ein Mensch?

Wie auch immer. Auf jeden Fall ist Nürnberg nach der kleinen Eisbärendame „Flocke“, die die Besucher im Nürnberger Zoo seit einem halben Jahr begeistert, um eine wirkliche weitere Attraktion reicher.