Kopfschütteln, Fassungslosigkeit und Betroffenheit, sind die Reaktionen der meisten Bundesbürger auf die Vorkommnisse im sächsischen Mügeln am vergangenen Wochenende. Dort endete ein Dorffest mit einer Hetzjagd auf acht Inder, von denen ein Großteil verletzt wurde. Nur das Einschreiten der Bereitschaftspolizei verhinderte, dass die Gewalt noch weiter eskalierte. Sind in Ostdeutschland Ausländer – ob hier wohnhaft oder Reisende- nicht mehr sicher?
Mit den Ereignissen in Mügeln setzte auch erneut die Diskussion um „No-Go-Areas“ für Ausländer ein, die erstmals im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft 2006 entbrannt war. Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden, erklärte, dass es eine Tatsache sei, dass es in Ostdeutschland sogenannte „No-Go-Areas“ gebe. (Anm. d. Red.: Gemeint sind Gebiete, die aufgrund ihrer Fremdenfeindlichkeit aus Sicherheitsgründen von anderen Nationalitäten und Religionsgemeinschaften nicht betreten werden sollten.). Den einen geht das zu weit, sie meinen, dass Vorfälle wie in Mügeln zu sehr aufgebauscht und von den Medien breit getreten werden. Aber halt: Solange es – egal in welchem Teil Deutschlands- Vorkommnisse dieser Art gibt und Menschen anderer Hautfarbe –egal ob Deutsche, Asylbewerber oder auch Reisende- in unserem Land bedroht werden, kann gar nicht laut und massiv genug darüber berichtet werden. Berichterstattung ist jedoch nur der erste Teil der Verantwortung, der zweite und wichtigere Teil ist Zivilcourage und die fängt im Alltag an. Gegen Fremdenfeindlichkeit muss deutlich protestiert werden (über das Kopfschütteln hinaus) und das bereits bei scheinbar lapidar geäußerten Vorurteilen gegen Ausländer. So kann jeder etwas dafür tun, dass ganz Deutschland eine „No-Go-Area“ wird, allerdings für Rechtsradikale und sich unsere ausländischen Mitbürger und Gäste in unserem Land wieder wohlfühlen.
Gerade nachdem Deutschland sich im Zuge der WM 2006 als gastfreundliches und offenes Land präsentieren konnte und rund um die Welt als lohendes Reiseziel in den Fokus gerückt ist, sollten wir uns im eigenen Interesse bemühen diesem Bild auch gerecht zu werden. Wir wohnen in einem Land mit zahlreichen Kulturschätzen und wunderschönen Naturräumen, nur werden wir diese nicht mit Gästen aus anderen Nationen teilen können, wenn Schlagzeilen, wie die aus Mügeln unser Bild im Ausland bestimmen. Schließlich beeinflussen Sicherheitsgedanke und Wohlfühlfaktor ja auch unsere eigene Urlaubsplanung maßgeblich.
Passend zum Thema erhielten wir gerade von der Deutschen Zentrale für Tourismus die Übernachtungszahlen ausländischer Gäste. 23,9 Millionen Übernachtungen von Besuchern aus anderen Nationen konnten für das erste Halbjahr 2007 ermittelt werden, das ist ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der DZT sagte dazu: „Dies ist ein tolles Ergebnis für Deutschland und es belegt die anhaltend hohe Deutschlandbegeisterung sowie die nachhaltige Wirkung der Fußball-WM auf den touristischen Sektor vor allem aus dem Ausland.“
Mügeln scheint kein Einzelfall zu sein. Bei einem Weinfest in der Nähe von Mainz sind am letzten Sonntag zwei Afrikaner von rechtsradikalen Schlägern schwer verletzt worden. Wenn sich diese Meldungen häufen, ist es sicher ziemlich schnell vorbei mit dem positven Imagewandel Deutschlands im Ausland nach der WM im letzten Jahr und die Gästezahlen aus dem Ausland werden sich auch schnell wieder in die andere Richtung bewegen..