Australische Wissenschaftler haben vor der Küste von Cape York im nördlichen Great Barrier Reef ein neues freistehendes Korallenriff entdeckt. Das gab das Schmidt Ocean Institute, eine vor elf Jahren gegründete Non-Profit-Organisation, bekannt. Das neue Riff, das von der Form einer Messerklinge ähnelt, erstreckt sich über eine Breite von 1,5 Kilometern und wächst 500 Meter in die Höhe. Die flachste Stelle liegt in 40 Metern Meerestiefe. Das letzte Mal, dass ein Riff solchen Ausmaßes entdeckt wurde, ist 120 Jahre her.
Tauchroboter hilft bei der Vermessung
Das Forschungsschiff R/V Falkor des Schmidt Ocean Institute ist ein ganzes Jahr unterwegs, um die Ozeane um Australien zu untersuchen. Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Dr. Robin Beaman von der James Cook University mit Sitz in Cairns und Townsville führte am 20. Oktober eine Vermessung des Meeresbodens am nördlichen Great Barrier Reef durch und machte schließlich diese Entdeckung. Fünf Tage später folgte ein Tauchgang mit dem Unterwasserroboter SuBastian, um das neue Riff noch detaillierter zu erkunden. Der Tauchgang wurde sogar live gestreamt.
Der neu entdeckte Riffabschnitt ergänzt die sieben anderen freistehenden Riffe im nördlichen Great Barrier Reef, die seit dem späten 19. Jahrhundert kartiert wurden, einschließlich des Riffs vor Raine Island – dem weltweit wichtigsten Nistgebiet für Grüne Meeresschildkröten.
Das sagen die Forscher
„Diese unerwartete Entdeckung bestätigt, dass es weiterhin unbekannte Strukturen und Arten in unserem Ozean gibt“, erklärt Wendy Schmidt, Mitbegründerin des Schmidt Ocean Institute und fügt hinzu: „Dank moderner Technologien, die auch in tiefen Gewässern sehen, hören und greifen können, ist es uns möglich, neue Ozeanlandschaften mit vielfältigen Lebensformen aufzuspüren.“
„Wir sind überrascht und begeistert von dem, was wir erforscht haben“, sagt Expeditionsleiter Robin Beaman. „Es ist unglaublich, das Riff nicht nur detailliert in 3D abzubilden, sondern diese Entdeckung auch visuell zu sehen.“ Dr. Jyotika Virmani, Geschäftsführerin des Schmidt Ocean Institute, erklärt, dass die neu gewonnenen Informationen – ein Mix aus Kartendaten und Unterwasserbildern – helfen werden, „das wunderbare Welterbe des Great Barrier Reef noch besser zu verstehen“.
Es ist in diesem Jahr nicht die erste spannende Unterwasser-Entdeckung. Wissenschaftler des Schmidt Ocean Institute stießen bereits im April auf das längste nachgewiesene Meerestier – eine 45 Meter lange Siphonophor-Art (eine stattliche Staatsqualle) im Ningaloo Canyon. Im August entdeckten Wissenschaftler fünf bislang unbekannte Arten von schwarzen Korallen sowie erstmals in australischen Gewässern die seltenen Skorpionfische aus der Familie der Drachenkopf-Fische. (Queensland Tourism)