Immer wieder macht Venedig mit extravaganten Ideen auf sich aufmerksam. Neuester Geniestreich der Lagunenstadt: ein Frühbucherrabatt auf das dringendste Geschäft. Wer seinen Toilettengang vorab ankündigt, bekommt eine Ermäßigung auf seinen städtischen Pipi-Pass. Alle anderen bezahlen ab dem 1. Februar drei Euro pro Tag, um jederzeit eine öffentliche Latrine aufsuchen zu können.
Wie andernorts Eintrittskarten können Besucher am Canal Grande im Voraus außerhalb der Hochsaison über das Internet eine Klo-Tageskarte buchen – wenn man seine Bedürfnisse genau kalkulieren kann und online bezahlt, muss man für die Pipi-Card „nur“ 1,50 Euro entrichten. Spontan- und Karnevalstouristen wird dieser Preisnachlass demnach nicht gewährt. Und auch in der Hochsaison wird der WC-Besuch künftig teuer. Zumindest die Venezianer haben keinen Grund zur Betrübnis: die Einheimischen können auf ein vergünstigtes Benutzer-Abo zurückgreifen.
Für Venedigs Stadtväter ist die Pipi-Regelung der aktuellste Plan, die immensen Defizite in der Haushaltskasse zu verringern. Da die gesamten finanziellen Mittel für das mobile Deichsystem, das die Stadt vor Hochwasserfluten schützen soll, draufgeht, bleibt kein Geld mehr für den Rest von La Serenissima. Bei mehr als 20 Millionen Gästen pro Jahr dürften die Einnahmen aus den vorbestellten Toiletten-Karten aber zumindest schon mal ein guter Anfang sein, den Dogenpalast und andere venezianische Denkmäler zu restaurieren oder Kanäle zu vertiefen.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Idee ist plausibel aber schwer zu realisieren – hoffentlich wird jetzt in der Lagunenstadt alles besser, was ich nicht glaube. Mich interessiert nur, dass man zur Zeit überhaupt nicht darüber informiert wird, wo man diese „card“ online bekommen kann, denn sie ist ja angeblich ab dem 1. Februar eingeführt worden. MfG W. Simon