Meditieren, spirituelle Ruhe finden oder den Alltag abstreifen- japanische Gartenarchitektur folgt drei traditionellen Stilen. Die Gestaltung ist zumeist geordneten und wohldurchdacht. Auf kleinster Fläche werden Grünanlagen, die vollkommene Stille und Schönheit ausstrahlen, angelegt. Jedes Detail hat eine symbolische Bedeutung und nichts ist dem Zufall überlassen. Japanische Gartenstile locken mit einer alten Tradition und mediterranem Flair. Jedoch stellen sich zahlreiche Fragen. Welche Stile gibt es? Was macht die typische Landschaftsgärtnerei aus? Wie alt ist die Gartentradition?
Häufig legen japanische Landschaftsarchitekten beabsichtigt hügelige, unebene Wege an, um den Besucher zum aufmerksamen Betrachten anzuregen. Gerade Wege sollen den Blick gezielt in eine bestimmte Richtung lenken. Der Mensch soll sich als ein Bestandteil seiner Umgebung fühlen- als Teil des Gesamtbildes. Die japanische Gartenkultur wurde ursprünglich durch chinesische Einflüsse geprägt. Im 13. Jahrhundert schuf der japanischen Zen-Meister und Gartengestalter Muso Soseki einen eigenen japanischen Stil. Er gestaltete Gärten asymmetrisch und achtete auf Kleinigkeiten- Weitläufigkeit spielte in seinen Konzepten keine Rolle mehr. Jedoch gibt es klassische Elemente in der japanischen Gartenkunst die nie fehlen dürfen. Dazu zählen ein Teich, in dem sich malerisch das Mondlicht und die Seele spiegeln, Bäume, Blumen und Moos – alles dient als Symbol. Diese Elemente bieten dem Betrachter den Zugang zu übersinnlichen Sphären.
Drei Gartenstile sind traditionell in Japan von Bedeutung: Karesansui, Tsukiyama, und Chaniwa.
Karesansui („Berg ohne Wasser“) ist der charakteristische Zen-Garten, der anregend zur Meditation beiträgt. Die Gärten sind häufig nicht größer als ein Tennisplatz, weisen aber immer die typische gradlinige Architektur auf. Gezielt platzierte Felseninseln, Moos (steht für das Alter, das in Japan großes Ansehen genießt) und Kiesanhäufungen, die das Element Wasser darstellen. In vielen Gärten sind Mönche für die Gartenpflege zuständig, langsam gehen sie rückwärts und ziehen dabei hölzerne Hacken über den Kies. Die so entstehenden Furchen stehen für Wellenbewegungen.
Der Steingarten „Ryoan-Ji“ zu Deutsch „Tempel des zur Ruhe gekommenen Drachens“ im Nordwesten Kyotos ist ein schönes Beispiel für Karesansui. Beim betreten der Anlage fallen dem Betrachter 15, wie zufällig platzierte Steine auf einem Grund aus Moos, auf- jedoch sind nie alle 15 Steine gleichzeitig aus einer Blickrichtung zu erkennen. Die Wege bestehen aus feinem, gerechtem Kies.
Die Landschaft im Miniatur-Format bilden Gärten im Tsukiyama-Stil ab. Steine stellen Hügel und Berge dar, ein Teich (häufig in Form einer Schildkröte oder eines Kranichs) versinnbildlicht das Meer und steht für ein langes Leben. Beschnittene Bäume zieren das Gesamtbild. Als einer der modernsten Gärten im Tsukiyama-Stil gilt der Garten des „Tofuku-ji-Tempel“ in Kyoto, den der moderne Gartenarchitekt Mirei Shigemori im Jahr 1939 umgestaltete. Jahrhunderte alte Gehwegplatten und Kantsteine wurden zu einem Schachbrettmuster gelegt. Die Zwischenräume sind mit Moos begrünt- einer der schönsten Gärten des Landes ist so entstanden.
Der Gartenarchitekt Shigemori strukturierte auch klassische Teegärten neu, zum Beispiel nutz er roséfarbenen Betonboden. Dies war ein völlig neuer Ansatzpunkt, denn Teegärten „mussten“ immer einen erdigen Boden haben. Zur traditionellen Ausstattung im Chaniwa-Stil gehören Steinlaternen, ein steinernes Wasserbecken, wo sich die Gäste Hände und Mund reinigen können. Bambuswasserrohr und ein Trittsteinpfad, der die erste Stufe zur Selbsterkenntnis versinnbildlicht, sollen zum Vergessen des Alltags anregen. Der Spaziergang durch einen Teehausgarten soll geistig auf eine bevorstehende Tee-Zeremonie vorbereiten.
Wer nun Lust bekommen hat, einen Spaziergang durch japanische Gärten zu machen, findet hier weitere Informationen: www.baur-gartenreisen.de.