Trotz ständig neuer Verbindungen, Sonderaktionen und Werbeoffensiven: der Markt der deutschen Billigflieger schwächelt. Das bekommt auch die zweitgrößte deutsche Fluglinie Air Berlin zu spüren: sie muss für das zweite Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen und das trotz gestiegener Passagierzahlen. Die Gewinnerwartungen von sechs bis sieben Prozent für 2007 wurde vom Unternehmen zurückgezogen.
Vor allen Dingen der Monat April ist nach Angaben der Airline für das schlechte Ergebnis verantwortlich. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) ging um ganze 47 Prozent auf 23,5 Millionen Euro zurück. Das gute Wetter hierzulande, gepaart mit Dauerregen rund um das Mittelmeer hätten zu einem gestiegenen Wettbewerb der Fluggesellschaften untereinander und damit zu einem Preisverfall geführt. Zudem hätte der Buchungsrückgang bei den Reiseveranstaltern voll auf die Airlines durchgeschlagen.
Die schlechten Zahlen des Quartals lassen sich allein mit diesen Faktoren freilich noch nicht erklären. Hinzu kommt, dass Air Berlin im gleichen Zeitraum seine Kapazitäten erhöhte, um Marktpräsenz auszubauen und Start- und Landefenster an den Airports zu behalten. Da sich das Genehmigungsverfahren des Kartellamtes zur LTU-Übernahme bis August hingezogen habe, hätten zusätzliche Flieger samt Crew angemietet werden müssen, was sogenannte „Wet-Lease“-Kosten in Höhe von 29,6 Millionen Euro verursachte. „Die lange Dauer des Genehmigungsverfahrens zur LTU-Übernahme hat das Schöpfen von Synergien in diesem Jahr leider weitgehend verhindert; das hat uns unter dem Strich runde 30 Millionen Euro gekostet“, erklärte Air Berlin-Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer.
Auch wenn man sich bei der Fluggesellschaft für die Zukunft optimistisch zeigt („Wachstum kostet Geld“), Air Berlin steht mit den schlechten Quartalszahlen unter Druck. Der Aktienkurs des Unternehmens sank durch stetige Verunsicherung der Anleger, zuletzt im Juni wegen Verdacht auf Insiderhandel, seit Mai um 40 Prozent. Als drohende dunkle Wolke zeichnet sich am Horizont die Gefahr einer Übernahme ab, etwa durch den irischen Konkurrenten Ryanair.