Mit der Erschließung des Gletscherskigebiets vor 35 Jahren erwachte das Pitztal in Tirol aus seinem Winterschlaf. Der Tourismus hielt Einzug, immer mehr Menschen fanden auch in der kalten Jahreszeit in der Heimat ihr Auskommen. Längst ist die Pitztaler Gletscherbahn mit 100 Angestellten der größte Arbeitgeber vor Ort. Vom 23. bis 31. März 2019 feiert das gesamte Tal die Zeitenwende und bedankt sich bei seinen Gästen mit einem Programm voller besonderer Momente. Genießer sollten sich das Gondeldinner am 26. März vormerken: Schon an der Talstation der Wildspitzbahn werden ab 16 Uhr Häppchen gereicht, weitere Gänge gibt’s in der Gondel und oben im Café 3.440, das den höchsten Punkt im Gletscherskigebiet markiert, spielt Maria Kofler zu Dessert und Sonnenuntergang. Weiterer Höhepunkt ist Österreichs höchste Kaffeeverkostung am 30. März.
„Wir sind stolz auf unsere Geschichte – und auf die stetigen Innovationen“, sagt Bernhard Füruter von der Pitztaler Gletscherbahn. Die höchstgelegene Photovoltaikanlage Europas etwa, die sich wie eine Lawinenverbauung in die Landschaft einfügt, deckt ein Drittel des gesamten Energiebedarfs am Gletscher, während im verbundenen Skigebiet Rifflsee die Sunna Alm als erstes Passivenergiehaus des gesamten Alpenraums errichtet wurde. Weitere Superlative sind die höchstgelegene Konditorei Österreichs und das futuristisch anmutende 3.440 als höchstgelegenes Café.
Dagegen wirkt der bewährte Gletscherexpress, mit dem vor 35 Jahren alles begann, schon fast nostalgisch. Aber nur äußerlich, denn Nachrüstungen und regelmäßige Kontrollen gewähren zeitgemäße Standards und Sicherheit. Der Gletscherexpress braucht durch den 3,8 Kilometer langen Tunnel, der im Felsgestein des markanten Mittagskogels verläuft, acht Minuten. Bis zur Bergstation (2.840 m) legt er 1.100 Höhenmeter zurück. Von hier aus sind es noch einmal 600 Höhenmeter mit der Wildspitzbahn hinauf ins Café 3.440.
König der Höhenmeter ist übrigens Karl Neururer (59), den im Pitztal alle Charly nennen. Der Mann der ersten Stunde ist Zugbegleiter im Gletscherexpress. Er kommt pro Schicht auf 27.500 Höhenmeter, pro Jahr auf 5,5 Millionen. Und das jetzt noch einmal mit Faktor 35 multiplizieren. Charly macht das nichts aus, anderen schon. „Viele kämpfen mit Übelkeit und Schwindel“, sagt Bernhard Füruter, was die Mitarbeitersuche nicht immer einfach gestaltet.
Davon kann auch Sepp Eiter (59) ein Lied singen. Er leitet das Café 3.440 – und musste bereits mehrfach Servicekräfte ins Tal verabschieden, weil der dauernde Aufenthalt in der Höhe nicht jedermanns Sache ist. Sepp selbst freut sich jeden Morgen wieder neu über „den schönsten Arbeitsplatz der Welt“. Wenn er in seiner charmanten Art Sachertorte, Cremeschnitte und Apfelstrudel offeriert, fühlt man sich sofort heimisch. „Ich bin ein einfacher Hüttenwirt“, sagt er – und wird für seine lässige Tiroler Gastfreundschaft an diesem exklusiven Ort geliebt. (TV Pitztal)