Nach über 44 Jahren können Zyprioten und Besucher der Mittelmeerinsel erstmals wieder unkompliziert durch die geteilte Inselhauptstadt Nikosia schlendern. Geöffnet wurde ein Grenzübergang im Zentrum der Metropole, der den griechischen und den türkischen Teil der Einkaufsmeile Ledra-Straße von einander trennt. Damit wird der zentralste Übergang der Insel jetzt für Fußgänger freigegeben.
Bisher mussten Reisende, die in Nikosia zwischen dem türkischen und dem griechischen Landesteil wechseln wollten einen langen Umweg über das ehemalige Hotel Ledra Palaca im Westen der Stadt machen. Ausländer, die den neuen Grenzübergang passieren wollen, müssen aber weiterhin die gültigen Einreisebedingungen der beiden Staaten beachten und benötigen als EU-Bürger für den türkischen Teil ein Visum. Dieses wird kostenfrei gegen Vorlage des Reisepasses direkt am Grenzübergang ausgestellt.
Mit der Entfernung der Barrieren an der Ledra-Street wollen sich Griechen und Türken einander annähern. Zypern ist seit der türkischen Invasion 1974 in einen griechischen Süden und einen türkischen Norden geteilt, die Grenzlinie verläuft direkt durch das Zentrum von Nikosia. Allerdings gab es bereits wenige Stunden nach der Öffnung an der Ledra-Straße erste Irritationen. Laut griechisch-zyprischen Angaben hätten einige türkische Soldaten die rund 70 Meter breite Pufferzone betreten, die türkisch-zyprische Seite bestreitet den Zwischenfall jedoch. Die darauf folgende Schließung des Grenzüberganges wurde nach erfolgreicher Vermittlung durch UNO-Vertreter am späten Abend wieder aufgehoben.