Vor drei Monaten bebte in Port au Prince die Erde: die Umweltkatastrophe kostete nicht nur mehr als 200.000 Menschen das Leben sondern stürzte die haitianische Hauptstadt in einen Ausnahmezustand. Einem der ohnehin schon ärmsten Länder der Erde mangelte es an allem, was nötig ist, um die Folgen eines so schweren Erdbebens zu bewerkstelligen. Kaum Krankenhäuser oder humanitäre Einrichtungen: ohne internationale Hilfe wäre Haiti wohl nicht nur im Chaos versunken, sondern auch einer Seuchenepidemie nahe gekommen.
Doch nur mit der Erstversorgung der Opfer ist in der Heimat von Sänger Wyclef Jean (37) nicht getan: die neun Millionen Einwohner des Inselstaates leben seit Jahrzehnten in unbeachteter Armut, während die angrenzende Dominikanische Republik als Urlaubsparadies und als Traumziel von Touristen aus allen Teilen des Globus gilt.
Während sich also in der Dominikanischen Republik die Urlauber ab den Stränden die Sonne auf den wohlgenährten Bauch scheinen lassen, kämpfen nur wenige Kilometer weiter Männer, Frauen und Kinder ums Überleben.
Um die Folgen des Erbebens in Haiti zu lindern und der Bevölkerung zu helfen, hatten rund 120 Statten und Hilfsorganisationen Haiti 5,3 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau des Landes und der Hauptstadt Port au Prince zugesichert.
Diese Milliarden sind nun aber nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, denn in Haiti wurden tiefgreifende, infrastrukturelle Hilfsmaßnahmen jahrzehntelang verschlafen. Vor allem die Slums um die Hauptstadt Port au Prince stehen bereits seit Jahren unter Herrschaft von kriminellen Banden. Der Dokumentarfilm „Ghosts of Cité Soleil“ liefert erschreckende, aber realistische Einblicke in das Leben an einem der gefährlichsten Orte der Welt.
Kein Wunder also, dass die Hilfsgüter in Zeiten in denen die Not am größten ist, nie ihre Zielorte erreichen: Transporter mit Versorgungspaketen und Trinkwasser werden von Gangs überfallen und die Banden bekriegen sich auch untereinander. Die Bevölkerung leidet und so zieht es immer mehr Menschen in das Zentrum von Port au Prince, wo mittlerweile über drei Millionen Menschen leben. Ursprünglich war die Stadt für 300.000 Einwohner errichtet worden…