Die andalusische Provinzhauptstadt Jaén ist seit Dezember vergangenen Jahres Sitz des einzigen Iberischen Museums weltweit. Das von König Felipe VI eingeweihte Museum, für dessen Bau rund 26 Mio. Euro investiert wurden, stellt nun das neue kulturelle Wahrzeichen der Stadt dar. Es ersetzt das aktuelle Provinzmuseum, dessen Hauptstücke in das neue Museumszentrum verlegt wurden. Zu den bedeutendsten Exponaten gehören der doppelt-gepanzerte Krieger oder der Stier, die neben der faszinierenden Dame von Elche Sinnbilder für die iberische Zivilisation sind.
Die Iberer gehören zu den der interessantesten Kulturen des antiken Mittelmeerraums. Zahlreiche Dörfer erstreckten sich im Osten und Süden der Iberischen Halbinsel, von der Provence bis nach Cádiz. Ihre Kultur weist in Hinblick auf Sprache und Kunst gemeinsame Elemente auf, unterscheidet sich aber dennoch nach Region und unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Die iberische Kultur nahm ihren Anfang im 7. Jahrhundert v. Chr. Sie entstand durch den Kontakt zwischen indigenen Dörfern im Süden und entlang der Mittelmeerküste der Iberischen Halbinsel mit phönizischen, griechischen und karthagischen Händlern. Mit der Romanisierung bis hin zur Zeit von Augustus, wo das Römische Reich seine Blüte erreicht, tritt die iberische Kultur immer mehr in den Hintergrund, bevor sie ganz verschwindet.
Zu den besonderen Merkmalen der iberischen Kultur gehören ihr Vorstellungen des Urbanen, ihre bislang noch nicht übersetzte Schrift und ihre Produktivität, die sich im Töpferhandwerk mit der Nutzung von Töpferscheiben oder der Zucht von Pflanzen wie Oliven, Wein und Mandeln manifestiert.
Der griechische Geograph Strabon beschreibt im dritten Jahrhundert die Iberer folgendermaßen: „Die Männer sind schwarz gekleidet, die meisten tragen einen Sagum, mit dem sie auch schlafen; die Frauen tragen Kleider mit floralen Ornamenten.“ Die Turdetaner besitzen eine Grammatik und alte Schriften, Gedichte und Gesetze in Versform. … “
Mit der Einrichtung des Museums in Jaén wurde man sowohl der Bedeutung der gleichnamigen Provinz gerecht, die das größte iberische Erbe der Iberischen Halbinsel besitzt, als auch der Qualität der archäologischen Überreste und der über 550 bisher bekannten Fundstätten. Eine weitere Rolle spielte die Universität von Jaén, die als führend für das Studium dieser Kulturperiode gilt und das Andalusische Zentrum für iberische Archäologie schuf.
Ziel des neuen Museums ist es, sich einen Namen als Referenzzentrum für die Erforschung und Verbreitung der iberischen Kultur zu machen. Unter dem Motto „Der Ursprung einer Welt“ bezieht es sich auf die gemeinsame Kultur und Identität einer Welt voller Traditionen, Bräuche, Riten und Kunst, die auch zahlreiche Künstler beeinflusst hat. Besonders augenfällig ist der Einfluss von iberischen Skulpturen auf den Stil von Pablo Picasso wie etwa in dem kubistischen Gemälde „Les demoiselles d‘Avignon“.
Eröffnungsausstellung
Die Besucher des Íbero Museums kommen in den Genuss der Eröffnungsausstellung ‚Die Dame, der Fürst, der Held und die Göttin‘, die von Arturo Ruiz, Professor für Vorgeschichte an der Universität Jaen, und Manuel Molinos, Direktor des Instituts für iberischer Archäologie kuratiert wird. Anhand von 352 Exponaten aus verschiedenen andalusischen Museen soll belegt werden, in wieweit die politische Macht der Iberer durch eine religiöse und heroische Symbolik unterstützt und legitimiert wurde. Der Diskurs der Ausstellung basiert auf vier Bildern, die im Kontext zu dieser Thematik stehen: die Dame von Cerrillo Blanco (Porcuna), der Fürst, der von dem Krieger in doppelter Rüstung repräsentiert wird, der Prinz, der Held von El Pajarillo (Huelma) und die Göttin ‚Diosa de los Caprinos‘ von Cerrillo Blanco.