Anpfiff im Klagenfurter Wörthersee Stadion. Links sind Bäume, rechts sind Bäume und dazwischen keine Fußballer, sondern insgesamt 200 gut 14 Meter hohe Laubbäume: Der Wald kommt ins Stadion. Im September und Oktober 2019 wird ein Mischwald das komplette Spielfeld bedecken und auf den Rängen können die Zuschauer das Baumspektakel täglich von 10:00 bis 22:00 bei freiem Eintritt bestaunen. Mit dem internationalen Kunstprojekt FOR FOREST wird weltweit zum ersten Mal ein Fußballstadion zum spektakulären Schauplatz der Kunst.
Im Fußballstadion sitzen und Bäumen beim Wachsen zuschauen? Wer kommt denn auf so eine Idee? Am Anfang stand eine Zeichnung des Künstlers Max Peintner, „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“, entstanden 1970/71. Sie zeigt ein riesiges Stadion vor der Kulisse einer modernen Großstadt und rauchender Schlote. Zehntausende Menschen auf den vollen Rängen schauen gebannt aufs Spielfeld – nicht um ein Fußballspiel zu sehen, sondern um einen Wald zu bewundern – vielleicht das letzte Restchen Wald auf einem zubetonierten Planeten. Peitners Arbeiten unter dem Titel „Sechs Beiträge zur Zukunft: Technik- und Zivilisationskritik unter dem Deckmantel der Utopie“ waren ein surrealer Kommentar zum Fortschrittsglauben, der in den 1970er Jahren noch vollkommen ungebrochenen war. Ölkrise, Waldsterben und Tschernobyl hatten die Menschen noch nicht aufgeweckt aus ihrem Traum von der schönen neuen Welt.
An dieses Bild knüpft das monumentale Kunstprojekt FOR FOREST «Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur» an, in Szene gesetzt Littmann Kulturprojekte (Basel). Die riesige Kunstinstallation macht die Natur zum Thema, holt den Wald aus seinem natürlichen Kontext, präsentiert ihn als Schaustück in der Fußballarena. Eine mögliche Zukunftsvision, in der wir die letzten naturbelassenen Fleckchen Erde hinter Gittern bewundern werden wie Zootiere? Jedenfalls ein gewaltiges Gesamtkunstwerk, das Fragen stellt, zum Nachdenken über Ökologie, Kunst, Natur und Künstlichkeit anregt. (Klagenfurt Tourismus)