Einen der größten Baudenkmäler der Antike droht der Verfall. Das Kolosseum von Rom, das Jahrtausende wechselnder Stadtgeschichte und den Untergang des weströmischen Reichs überlebte, wird zum Sanierungsfall. Schuld sind Steine klauende Touristen, die der Behörde für archäologische Kunstschätze ernsthaftes Kopfzerbrechen bereiten. Vermutlich mit spitzen Steinen schlagen die dreisten Souvenirjäger Teile des Kolosseums heraus, um sie als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Was zunächst als harmloser Streich erscheint, bereitet in der Masse ernsthafte Probleme, denn das erst kürzlich zum einzigen europäischen „neuen Weltwunder“ gekürte Amphitheater wird jährlich von fünf Millionen Gästen besucht.
Doch damit nicht genug. Die oft stundenlange Wartezeit vor dem antiken Gebäude wird dazu genutzt, sich mit Liebesschwüren, Namen oder Freundschaftsbeweisen in den mürben Gemäuern des Baus zu verewigen. Es fehlt hier offensichtlich vor dem angebrachten Respekt gegenüber dem einzigartigen Monumentalwerk. Nur das dieser angesichts von Müllbergen und Smogpatina, die das Kolosseum umgeben nicht so richtig aufkommen will, ist auch ein hausgemachtes Problem der städtischen Behörden. Zudem gehen die Römer selber nicht gerade würdevoll mit ihrem großen Kulturschatz um. Seit Jahren ist das Amphitheater von Baugerüsten und Absperrungen umgeben. Die dringend nötigen Restaurierungsarbeiten werden aufgrund von Geldmangel immer wieder unterbrochen. Vielleicht sollte die Stadt Rom im wahrsten Sinne des Wortes erstmal vor der eigenen Haustür kehren. Solange sie selber ihren großen Kulturschatz nicht pflegt, darf sie sich nicht wundern, wenn andere mit ihm ähnlich gedankenlos umgehen.